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„Lauter Unikate“


„Wir verabschieden hier lauter Unikate“, sagte der stellvertretende Schulleiter des Gymnasiums im Alfred-Grosser-Schulzentrum Jörg Engel bei einer Feierstunde am letzten Schultag vor den Sommerferien. Ingeborg Simon und Rainer Ehrhardt traten ihren Ruhestand an, Olaf Pätzold geht an eine deutsche Schule nach Mexiko und Ann-Sophie Briem verließ ebenfalls das Gymnasium. „Was machst du denn nun im Ruhestand?“ fragte Mathematik- und Physiklehrerin Ingeborg Simon ihren nun ehemaligen Kollegen Rainer Ehrhardt während ihres humoristischen Rückblicks auf ihre lange Tätigkeit als Lehrer. „Oh je: Ich muss daheim nun allein frühstücken, denn meine Frau arbeitet ja noch als Lehrerin“, antwortete der. Alle lachten. Ingeborg Simon berichtete ebenfalls nicht ganz ernst gemeint über ihren bevorstehenden Reisestress und schließlich fragten beide, ob sie nicht doch lieber in der Schule bleiben sollen. Das war mit einem Augenzwinkern gesprochen, aber tatsächlich hatten beide sich sowohl im Unterricht als auch außerhalb überdurchschnittlich für ihre Schule engagiert. Das betonte der kommissarische Schulleiter Jörg Engel in seiner Rede. „In Konfe-renzen wussten alle: Wenn der Rainer was sagt, dann muss es wichtig sein. Er war die Stimme der Vernunft“, so Engel. Es sei kaum möglich, alles aufzuzählen, was Rainer Ehrhardt seit seiner Ankunft in Bad Bergzabern vor 35 Jahren im und außerhalb des Unterrichts alles gemacht habe, angefangen bei diversen Ausstellungen. Im Jahr 2000 erhielt er dafür sogar eine der neu eingeführten Prämien für Lehrkräfte. Er war langjähriges Mitglied des Personalrats, eine der Stützen beim Volleyballteam des Kollegiums, er gab viele Jahresschriften und auch die schulinterne Zeitschrift „Nouvelles“ heraus und er begeisterte seine Schülerinnen und Schüler immer wieder für seine Fächer Deutsch und Geschichte. Als Leiter des Schularchivs förderte er häufig Spannendes aus der Geschichte zutage.

„Du bist einfach ein toller Typ“, brachte es Jörg Engel auf den Punkt. Diese Wertschätzung teilte das gesamte Kollegium. Mehrere Gruppen lobten Rainer Ehrhardt in diversen Sketchen und Vorträgen als denjenigen im Kollegium, der immer sachlich und ruhig versucht habe, die optimale Lösung zu finden. Unter anderem suchte in einem Sketch eine Kommission der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) einen verdienten Kollegen in Bergzabern. Daneben dankten alle Kolleginnen und Kollegen Rainer Ehrhardt für die satirischen (Halb-)jahresrückblicke am Ende jedes Schul(halb-)jahres. Auch an diesem Freitag blickte er noch einmal zurück, diesmal auf 35 Jahre, und erzählte, was ihm an Lustigem in dieser Zeit widerfahren war.

Auch bei Ingeborg Simon lobte der stellvertretende Schulleiter des Gymnasiums im Alfred-Grosser-Schulzentrum Bad Bergzabern, Jörg Engel, das große Engagement, unter anderem als Vorsitzende der Fachschaft Physik sowie ihren Einsatz an außerunterrichlichen Lernorten. Sie habe sich auch intensiv fortgebildet und sich für die naturwissenschaftli-che Grundbildung eingesetzt. Dabei habe sie sich über ihre Fächer hinaus auch immer für Politik und Geschichte interessiert. Sie sei als Physiklehrerin auch schon seit vielen Jahren die Strahlenschutzbeauftragte der Schule gewesen. Schließlich bereitete ein Chor, unter anderem aus Physik- und Mathematikkollegen, Ingeborg Simon mit „Ich war noch niemals in Peru“, auf etwaige Reisen im Ruhestand vor.

Verabschiedung 1

Im Gegensatz zu Ingeborg Simon und Rainer Ehrhardt gehen Olaf Pätzold und Ann-Sophie Briem nicht in den Ruhe-stand. Biologie- und Sportlehrer Olaf Pätzold geht für zunächst drei Jahre an eine deutsche Schule in Mexiko, Deutsch- und Französischlehrerin Ann-Sophie Briem wechselt ebenfalls. Olaf Pätzold nahm vom Personalrat, dessen Mitglied er war, einen Sombrero entgegen und genoss das Chorstück „Go West“. Die Schulleitung lobte sein Engagement für die naturwissenschaftliche Bildung, insbesondere in dem noch jungen Fach „Nawi/Naturwissenschaften“, in dem in Klasse fünf und sechs die Grundlagen für die späteren Fächer Chemie, Biologie, Geographie und Physik gelegt werden sollen. Als Vorsitzender der Fachschaft Nawi habe sich Olaf Pätzold besonders für dieses Fach eingesetzt, nachdem er aus Berlin über Köln (Studium), die deutsche Schule in Kairo und die Integrierte Gesamtschule Kandel nach Bad Bergzabern gekommen war. Olaf Pätzold habe sich auch beim Schwimmverein in Bad Bergzabern engagiert und konnte so 2014 einen Landessieg bei Jugend trainiert für Olympia mit anschließender Finalteilnahme in Berlin verwirklichen.

Verabschiedung 2

Olaf Pätzold war es auch, der als Noch-Personalrat Ann-Sophie Briem verabschiedete, die sich kurzfristig bereiterklärt hatte, eine Vertretung an der Schule zu übernehmen, schon nach wenigen Wochen aber so integriert in das Kollegium gewesen sei, als arbeite sie schon seit Jahren am Alfred-Grosser-Gymnasium. Ihr Studium hatte sie in Freiburg und Berlin absolviert. Jörg Engel lobte sie auch dafür, dass sie sich sofort engagiert in die Arbeit gestürzt habe und sich penibel auf ihre Arbeit vorbereitet habe. Die Deutsch- und Französischlehrerin habe sich bei der zu vertretenden Lehrerin genau erkundigt, was auf dem Plan stehe.
Verabschiedung 3


VOL, 7/15

 

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„Für die waren wir Ungeziefer“

„Was hat sie all die Jahre in der Haft, bei all den Misshandlungen und der Folter durchhalten lassen“, fragt eine Schülerin des Leistungskurses Geschichte des Jahrgangs 12 des Gymnasiums im Alfred-Grosser-Schulzentrum Bad Bergzabern den DDR-Flüchtling und späteren Fluchthelfer Wolfgang Welsch. „Die einen haben einen starken Charakter, die anderen einen weniger starken“, antwortet der 71-Jährige. Er wird später noch oft darauf zurückkommen, dass es den Mitarbeitern der Staatssicherheit (Stasi), des Inlandsgeheimdienstes der DDR, darum ging, Menschen zu brechen. „Manche haben sich umdrehen lassen, haben gesagt: ´Ja, ich will wieder ein wertvoller Bürger dieses sozialistischen Staates sein´“, erzählt Welsch. Aber seine Mutter sei aus Ostpreußen, „da hat man einen Dickschädel“, sagt er. „Je mehr ich geschlagen wurde, desto mehr dachte ich: ´Jetzt erst recht!´“, sagt er und spätestens bei diesem Teil seines Vortrages hören alle 18 Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrer trotz des schwül-heißen Vormittags ganz genau zu. Einer fragt: „Wie muss man sich die Folter denn konkret vorstellen? Wie im Mittelalter?“ Wolfang Welsch beschreibt, wie er auf einen Hocker steigen musste und an ein Gitter gekettet wurde. Dann wurde der Hocker weggetreten. Die Handschellen schnitten ins Fleisch. Der Wärter habe ihn dann mit einem Schlagstock in die empfindlichen Seiten, in Leber und Milz geschlagen, bis er ohnmächtig wurde. Ärztliche Versorgung gab es trotz schwerer Verletzungen nie. „Die Wärter sahen aus wie ganz normale Menschen, aber wir waren für die nur Ungeziefer. Die waren völlig ideologisiert“, berichtet er. Nie habe einer mit ihnen gesprochen, nie habe einer Mitleid gezeigt. Auf den Gefängnisgängen habe es Ampeln gegeben, die dafür sorgten, dass sich bloß nicht zwei Gefangene begegnet wären. „Das hätte dir in der Einzelhaft Kraft für Wochen gegeben“, sagt Wolfgang Welsch.

Welsch 3


„So bist du aber auf dich selbst zurückgeworfen. Ich habe Gedichte rezitiert“, sagt er. Auf winzigen selbst hergestellten Papieren, die er z.B. in Streichholzschachteln versteckte, schrieb er Gedanken auf. Eine seiner schlimmsten Erfahrungen in der Haft sei eine Scheinhinrichtung gewesen. Bis zum letzten Moment habe er geglaubt, er werde gleich wirklich erschossen.

„Wir haben es schließlich überlebt, zumindest körperlich“, sagt Welsch. Ohne Folgen blieb die brutale Haft nicht. „Als ich 1971 in den Westen durfte, wollte ich wieder als Schauspieler arbeiten“, erzählt der ehemalige politische Häftling. Er habe nach erfolgreichem Vorsprechen sogar gleich drei Engagements erhalten. „Aber als ich dann in der ersten Probe auf der Bühne stand, kam kein Ton raus“, sagt Wolfgang Welsch. Er habe eine Sprachblockade gehabt und seitdem nicht mehr als Schauspieler arbeiten können. Im Westen habe er außerdem kaum über seine Erfahrungen in der DDR reden können, denn in den 70er-Jahren sahen viele Linksintellektuelle die DDR noch als Alternative zum Westen. „Mir hätte keiner geglaubt“, sagt Wolfgang Welsch.

Mit einem Mitstudenten, der auch aus der DDR stammte, baute Wolfgang Welsch dann eine Fluchthilfeorganisation für DDR-Bürger auf. „Jemand hat unser System mal genial genannt“, sagt er. Echte westdeutsche Pässe verhalfen den Ostbürgern zur Flucht, indem sie sich im Ostblock als eingereiste Westler ausgeben konnten.

Welsch wurde deshalb auch im Westen von der Stasi verfolgt. Ein enger Freund war Mitarbeiter der Stasi und war in mehrere Mordanschläge, unter anderem mit Scharfschützen und Gift, eingeweiht. Mit viel Glück überlebte Welsch. Der DDR-Regimegegner kam am zweiten von vier Tagen fächerverbindenden Unterrichts. Dabei ging es um die Wende 1989, das Leben in der DDR und die Wiedervereinigung. Der Leiter des Leistungskurses Geschichte, Stefan Bingler, Ethiklehrerin Dr. Annette Kliewer und Geschichtslehrer Markus Vollstedt hatten sich zusammengetan, um das Leben in einer Diktatur, sowie Flucht und Revolution zu thematisieren. Annette Kliewer hatte z.B. mit den Schülern besprochen, ob Fluchthilfe auch mit Blick auf die Schlepperbanden im Mittelmeer generell zu rechtfertigen sei. Als Ergebnis ihrer Arbeit produzierten die Schüler ein filmisches Interview mit Wolfgang Welsch sowie Audioguides zu einer Plakatausstellung zu DDR-Geschichte und friedlicher Revolution.

Am Mittwochmorgen, vor dem Besuch von Wolfgang Welsch, wurden die Schüler noch zum Thema informiert: „Widerstand gab es all die Jahre der DDR“, sagt Wolfgang Welsch. „Der Arbeiteraufstand vom 17. Juni 1953 war Trauma für die Regierung der DDR bis zum Schluss. Die hatten immer Angst, dass das Volk sich wehrt.“ Dabei sei Freiheit immer das Wichtigste gewesen. „Die Mauer war eine Grenze, die gegen die eigene Bevölkerung gerichtet war. Sie war keine normale Grenze zur Verteidigung gegen äußere Feinde“, sagte Niels Dehmel von der Deutschen Gesellschaft (in Zusammenarbeit mit der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Friede-Springer-Stiftung) vor dem Besuch von Wolfgang Welsch. So habe man die Grenze von Westen her deutlich leichter überwinden können als von Osten her. Es habe bis zu zehn Hindernisse gegeben, zum Beispiel einen KFZ-Graben, in den Autos hineinfuhren, bevor sie überhaupt die Mauer erreichten. Unmittelbar hinter der Mauer hätten die DDR-Grenzsoldaten regelmäßig die Erde aufgelockert, um Fußspuren sofort zu erkennen – „und das auf 160 Kilometer Länge“, erzählte der Berliner Niels Dehmel. „Es gab sogar einen Plan „Mauer 2000″, mit dem der Grenzwall modernisiert und digitalisiert werden sollte. Die DDR-Staatssicherheit sorgte auch mit gezielt gestreuten Gerüchten über angebliche Schwachstellen in der Mauer dafür, dass sich die Flüchtlinge lenken und leichter verhaften konnte.
Welsch 1


Dabei betonte Dehmel, dass sowohl der Mauerbau 1961 als auch der Mauerfall 1989 Ergebnisse einer langen Vorgeschichte waren. Die Mauer begann schon 1948 mit einem weißen Strich quer durch Berlin; lange vor 1961 kamen dann Stacheldraht und zunehmende Befestigungen. Auch 1989 habe sich entschieden, was in den Jahren zuvor vorbereitet worden war. Niels Dehmel erklärte den Schülerinnen und Schülern, wie bei den Kommunalwahlen im Mai 1989 zum ersten Mal durch Nachzählen zum ersten Mal die systematische Wahlfälschung in der DDR bewiesen werden konnte. Auch freie Meinungsäußerung sei nicht möglich gewesen. Aber in den 80er-Jahren hätten die Menschen einen zunehmend realistischen Blick auf ihre Situation gewonnen. Außerdem habe der damalige sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow wesentlich zur Wende beigetragen. Dehmel gab dann einen Überblick über den Verlauf der friedlichen Revolution 1989 von den ersten Grenzöffnungen in Ungarn bis hin zur versehentlichen Grenzöffnung durch Günter Schabowski im November 1989.

Am Ende des Schultages waren trotz der Hitze sowohl Schüler als auch Lehrer beeindruckt.

Wolfgang Welsch

„Ich bin ein Mann des Widerstands“, sagt Wolfgang Welsch (*1944). Er wurde Schauspieler, wollte aber weg aus der DDR. Sein Fluchtversuch 1964 scheiterte. Anschließend wurde er insgesamt sieben Jahre in DDR-Gefängnissen gefoltert und misshandelt. Er konnte Botschaften über sein Schicksal nach draußen schmuggeln, die im Westen Aufmerksamkeit erregten. 1971 wurde er gemeinsam mit anderen politischen Häftlingen auf Initiative des westdeutschen Bundeskanzlers Willy Brandt (SPD) freigekauft. Im Westen half er rund 200 DDR-Bürgern bei der Flucht. Die Staatssicherheit (Stasi), der ostdeutsche Inlandsgeheimdienst, verfolgte ihn daraufhin auch im Westen. Er überlebte mehrere Mordanschläge nur knapp; unter anderem versuchte ein enger Freund, der heimlich für die Staatssicherheit arbeitete, ihn zu vergiften. Welsch verarbeitete seine Erfahrungen in dem Buch „Ich war Staatsfeind Nr. 1″, das unter dem Titel „Der Stich des Skorpion“ 2004 verfilmt wurde.
VOL, 7/15
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Landesgartenschau 2015

Theodor Schmidt ruft: „Pass auf dein Saxophon auf!“ Er steht auf der Südpfalzbühne der Landesgartenschau und wird hier in Landau mit seiner Jazzcombo gleich die Auftritte des Gymnasiums im Alfred-Grosser-Schulzentrum Bad Bergzabern eröffnen. „Schneller“ gibt der Leiter der Jazzcombo den nächsten Einsatz vor. Zwischen zwei Stücken holt Schmidt, der die Jazzcombo in 15 Jahren zu einem der Aushängeschilder des Bergzaberner Gymnasiums aufgebaut hat, die Sängerin auf die Bühne. Alle sind hochkonzentriert. Den Schülerinnen und Schülern, die ab der siebten Klasse in die Jazzcombo können, ist anzumerken, dass sie auf diesen Tag wochenlang hingearbeitet haben. Die Stücke klingen alle fehlerlos und sorgen zusammen mit der sommerlichen Hitze an diesem 21. Juli für Ferienstimmung. Der Auftritt auf der Landesgartenschau ist einer von vielen für die Jazzcombo. Von Mallorca bis hin zum Landesrechungshof sind Theodor Schmidt und die 35 Schülerinnen und Schüler schon aufgetreten. Mit dem weißen Schulbus, der hier auf der Landesgartenschau hinter der Südpfalzbühne steht, fahren sie ihre Instrumente durch die Pfalz und die angrenzenden Regionen. Den international bekannten Jazzmusiker Jiggs Whigham konnten sie schon für einen Workshop in die Pfalz holen. Das setzt hohe Qualität voraus und die sieht man auch hier auf der Landesgartenschau: Selbst die Jüngsten auf der Bühne aus den siebten Klassen spielen präzise. Die Einsätze, die Theodor Schmidt vorne anzeigt, kommen auf den Punkt.

LGS 15 Jazz-Combo
 
Nach einer Stunde Jazzcombo treten auf der Südpfalzbühne die Streicherklassen 5v und 5y aus der Gemeinsamen Orientierungsstufe des Alfred-Grosser-Schulzentrums auf. Die Schülerinnen und Schüler spielen seit einem knappen Schuljahr ihr Streichinstrument. „Auf dem Griffbrett einer Geige gibt es anders als zum Beispiel bei einer Gitarre keine Anhaltspunkte für die Finger“, erklärt Kim Hust-Korspeter. Deshalb ist das Erlernen eines Streichinstruments eine Herausforderung. Aber gemeinsam mit Bärbel Rohde und Peter Hust bringt Kim Hust-Korspeter den Streicherklassen alles bei. Die drei haben das Projekt vor vier Jahren ins Leben gerufen. Während die Streicher „Hejo, spann den Wagen an“ spielen, erklärt Kim Hust-Korspeter, dass sie hofft, bald ein Streicherensemble am Alfred-Grosser-Schulzentrum aufbauen können.
LGS 15 Streicher

Anschließend spielen noch die „Swinging Seveners“ unter Leitung von Theodor Schmidt. Gleichzeitig singt an diesem Mittwochmorgen der Schulchor auf der Sparkassenbühne. Was bei der Jazzcombo und den Streichern das Stimmen der Instrumente ist, das ist hier das Einsingen. „Die So-, die So-, die So-o-nne scheint“ singen alle, während der Leiter des Schulchors, Christoph Bornschein, dirigiert. Dann geht es los. Die Schülerinnen und Schüler aus Realschule plus und Gymnasium im Alfred-Grosser-Schulzentrum singen Stücke von den siebziger Jahren bis heute.
LGS 15 Chor

Musik ist ein Schwerpunkt des Alfred-Grosser-Schulzentrums, doch es gibt am Gymnasium auch eine Theater-AG, die sich in den letzten 31 Jahren einen Ruf in der ganzen Südpfalz erworben hat. Während sie auf der Schulbühne in Bad Bergzabern anspruchsvolle Stücke, unter anderem von Brecht, Schiller, Sophokles, Dario Fo und anderen aufführen, haben sie sich heute bei hochsommerlichem Wetter etwas Heiteres ausgesucht. „Ich heiße Erwin Lindemann, bin 500000 Jahre alt … neee“. „Lottogewinner die erste“ ruft ein Mädchen mit Filmklappe. Die Regisseurin bittet Lottogewinner Erwin Lindemann noch einmal für das Fernsehen zu erzählen, wie er 500000 Mark gewonnen hat. In dem Stück von Loriot geht es zunehmend absurd zu und als der Lottogewinner sich immer mehr verhaspelt und schließlich behauptet, seine Tochter eröffne mit dem Papst eine Herrenboutique, lachen die Zuschauer aus vollem Hals. Im nächsten Sketch wird „ins Essen gequatscht“. Berthold Blaes, der seit 31 Jahren die Theater-AG leitet und 2011 für dieses Engagement mit dem Bürgerpreis der Sparkasse Südliche Weinstraße in der Kategorie Lebenswerk ausgezeichnet wurde, sitzt in der 6. Reihe und beobachtet gespannt, ob das funktioniert er, was er mit den jungen Schauspielerinnen und Schauspielern in tage- und nächtelangen Sitzungne erarbeitet hat.
LGS 15 Theater-AG

Musik und Theater am Gymnasium im Alfred-Grosser-Schulzentrum

Ein Aushängeschild des Gymnasiums im Alfred-Grosser-Schulzentrum Bad Bergzabern ist die Musik, unter anderem Jazzcombo, Streicherklassen, Bläserklassen, Chor, Swinging Seveners und die Theater-AG.
Die Jazzcombo feiert in diesem Jahr ihr 15-jähriges Jubiläum. Der Leiter der Jazzcombo, Theodor Schmidt, hat in den vergangenen 15 Jahren mit Jugendlichen aller Altersstufen Jazz auf höchstem Niveau geboten. Unter anderem traten sie beim Landesrechnungshof auf und holten den international bekannten Jazzmusiker Jiggs Whigham zu einem Workshop nach Bad Bergzabern. Es gelingt Theodor Schmidt immer wieder, selbst ganz junge Schülerinnen und Schüler zu höchsten Leistungen zu bringen. Er versammelt in der Jazz-Combo 35 Jugendliche aus allen Altersstufen.
Die Bläserklassen sind ebenfalls eine Besonderheit unseres Schulzentrums. Die Streicherklassen feiern im kommenden Jahr ihr fünfjähriges Jubiläum. Hier erlernen die Kinder in der fünften und der sechsten Klasse ein Streichinstrument. Bläser- und Streicherklassen treten regelmäßig auf.
Der Schulchor unter der Leitung von Christoph Bornschein tritt ebenso wie die anderen musikalischen Formationen regelmäßig auf, zuletzt im Juli mit dem „Back in Time“-Konzert.
Die Schülerband Fofo-Tank hat bereits Preise gewonnen und ist in der ganzen Region bekannt.
Die Theater-AG des Gymnasiums im Alfred-Grosser-Schulzentrum bietet seit 31 Jahren unter Leitung von Berthold Blaes Theater auf höchstem Niveau. Zum 30-jährigen Jubiläum der Theater-AG im März 2014 führten die Schülerinnen und Schülers Georg Büchners Leonce und Lena gemeinsam mit dem international bekannten Jazzmusiker Chris Jarrett auf.

VOL 7/15



Wieder Landespreise in Fremdsprachenwettbewerben für Schüler des Alfred-Grosser-Schulzentrums Bad Bergzabern

Ihr Film „N´aise pas peur. Parle avec quelqu´un “ (Hab keine Angst. Sprich mit jemandem) war ein Beitrag zum Zertifikat des Gymnasiums „Schule ohne Rassismus. Schule mit Courage“. Die Schüler entwickelten dann diesen fiktiven Krimi, in dem die Opfer – größtenteils Schüler mit Migrationshintergrund – mit kompromittierenden Videos erpresst werden. Mitschüler werden zu Detektiven, die die Erpressung aufklären.


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6 Mädchen aus der Klasse 9c haben beim gleichen Wettbewerb einen dritten Landespreis erreicht. Sie stellten in dem englisch-französischen Film „Noel through the world“ Weihnachtsbräuche in England, Quebec, Frankreich und „Hogwarts“ vor.

„Die Schüler drehten die Filme selbstständig und als Team. Uns war ein Anliegen, dass sie kreativ werden und sich mit der Fremdsprache auseinandersetzen“, sagt die Französischlehrerin der 7b, Annette Bingler. Die Klasse 9c wurde von Französischlehrerin Lisa Hohlreiter betreut.

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Bereits am 12. Juni ist Wiebke Rillig aus der Klasse 6v der Gemeinsamen Orientierungsstufe des Alfred-Grosser-Schulzentrums Landessiegerin im Vorlesewettbewerb Französisch geworden. Sie nahm in der Kategorie „Muttersprachler“ teil. Das Finale des Wettbewerbs „Moi, je lis en Francais“ wurde vom Partnerschaftsverband Rheinland-Pfalz-Burgund in Mainz veranstaltet.

Beim selben Wettbewerb erreichte Sophie Baskal aus der Klasse 7a des Gymnasiums nach Siegen im Schul- und Regionalwettbewerb ebenfalls im Finale eine gute Platzierung.

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VOL, 6/15


Wiederum erfolgreich im Landeswettbewerb Physik in allen 3 Runden

In der ersten Runde (für Klasse 8) haben folgende Schülerinnen und Schüler Urkunden erhalten und sind damit für die zweite Runde qualifiziert: Carolin Meißner (3. Preis), Leonie Meyer, Nam Nguyen, Julian Rehm und Fabian Rehm (2. Preis).

In der zweiten Runde (für Klasse 9) hat Marcel Klein einen 3. Preis errungen.
In der dritten Runde (für Klasse 10) und damit der Endrunde des Landeswettbewerbs Physik nahmen insgesamt zwölf Schülerinnen und Schülern aus ganz Rheinland-Pfalz teil, davon stellte unsere Schule 25% der Teilnehmer. Hier errangen Julia Hromada und Anna-Lana Schwarz einen 3. Platz und Maurice Hirt einen hervorragenden 2. Platz.
Für diese Endrunde mussten die Schüler eine umfangreiche Hausarbeit zu drei physikalischen Aufgabenstellungen vorbereiten. Während des dreitägigen Physikseminars an der Universität Kaiserslautern führten sie ein ihnen unbekanntes Experiment durch, werteten dies aus und unterzogen sich einem halbstündigen Kolloquium.

HUP, 5/15
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„Ich seh‘ mich nicht, wie du mich siehst!“


Unsere Schule ist seit 2013 im Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule für Courage“. Was bedeutet das? „Schule ohne Rassismus – Schule für Courage“ ist ein Projekt von und für SchülerInnen. Es bietet SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern die Möglichkeit, das Klima an ihrer Schule aktiv mitzugestalten, indem sie sich bewusst gegen jede Form von Diskriminierung, Mobbing und Gewalt wenden. Es ist das größte Schulnetzwerk in Deutschland. Ihm gehören über 1700 Schulen an, die von rund einer Million SchülerInnen besucht werden (Stand: Mai 2015).

2013 haben die verschiedenen Gremien an unserer Schule (Lehrerkonferenz, Elternbeirat und SV) folgende Selbstverpflichtung unterschrieben, die auch für uns heute gilt:

1. Ich werde mich dafür einsetzen, dass es zu einer zentralen Aufgabe einer Schule wird, nachhaltige und langfristige Projekte, Aktivitäten und Initiativen zu entwickeln, um Diskriminierungen, insbesondere Rassismus, zu überwinden.

2. Wenn an meiner Schule Gewalt geschieht, diskriminierende Äußerungen fallen oder diskriminierende Handlungen ausgeübt werden, wende ich mich dagegen und setze mich dafür ein, dass wir in einer offenen Auseinandersetzung mit diesem Problem gemeinsam Wege finden, zukünftig einander zu achten.
3. Ich setze mich dafür ein, dass an meiner Schule ein Mal pro Jahr ein Projekt zum Thema Diskriminierungen durchgeführt wird, um langfristig gegen jegliche Form von Diskriminierung, insbesondere Rassismus, vorzugehen.

Der Leistungskurs Deutsch von Frau Kliewer hat dies zum Anlass genommen, Blogs zu verschiedenen Formen von Diskriminierung zu erstellen, zu denen wir euch hier die Links bieten. Anlass dafür war, dass wir uns beteiligt haben an einem Wettbewerb zum Thema „Ich seh‘ mich nicht, wie du mich siehst!“, das die Frankfurter Allgemeine Zeitung im Rahmen des Projekts „Jugend liest“ 2014/2015 organisiert hat.

Wir würden es schön finden, wenn möglichst viele von euch auf unsere Blogs gehen würden!

Diskriminiert werden bei uns immer noch folgende Personengruppen:

 
 
 
 

Wer mehr zu der Auszeichnung „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ wissen will, findet hier weitere Informationen.

KLI, 6/15


 

Gymnasiasten aus Bad Bergzabern im Konzentrationslager Natzweiler-Struthof


So vergleichsweise klein dieses Lager in rund 800 Metern Höhe auf einem zugigen Berggipfel der Vogesen auch ist, so schrecklich sind dennoch die Verbrechen, die dort zwischen Mai 1941 und Novem-ber 1944 begangen wurden. Die mehr als hundert Schülerinnen und Schüler, die auf zwei Termine verteilt diese KZ-Gedenkstätte besuchten, erfuhren beim Rundgang durch das terrassenförmig am Berghang auf einer ehemaligen Skipiste angelegte Lager quasi aus erster Hand, was die dort inhaftierten Menschen erleiden mussten. Denn ein Überlebender, der holländische Rechtsanwalt und Widerstandskämpfer Floris Bertold Bakels, hatte im Lager heimlich Tagebuch geführt und es 1977 in erweiterter Form als Buch veröffentlicht. Aus diesen Aufzeichnungen lasen die Jugendlichen vor Ort Textauszüge – am Lagerzaun, unter dem Galgen, am Krematorium, vor der Gaskammer – und erfuhren, wie grausam und gnadenlos hier gequält, gefoltert und gemordet wurde. Man muss nicht nach Auschwitz fahren, um mit dem menschenverachtenden Verbrechen der SS-Männer und -Frauen und den pseudowissenschaftlichen medizinischen Menschenversuchen sogenannter Ärzte und Professoren konfrontiert zu werden.

Die Betroffenheit der jungen Menschen, für die die Zeit des Nationalsozialismus weit entfernt ist, zeigte sich in der Fülle der Fragen, die immer wieder gestellt wurden. Hinter vielen scheinbar sachlichen Fragen war das Entsetzen darüber erkennbar, wie Menschen anderen Menschen so etwas antun können, sie am Galgen qualvoll ersticken, im Steinbruch von Hunden zerfleischen oder im Krematorium bei lebendigem Leibe verbrennen zu lassen. Oder sie einfach sich zu Tode schuften zu lassen – „Vernichtung durch Arbeit“ hieß das damals. „Wer bewusstlos zusammenbricht, wird auf ein kleines Plateau neben den Halden geworfen. Er arbeitet nicht, also wird er später auch nicht essen“, schreibt Bakels.

Das Lager ist regelmäßig Ziel von Schulklassen aus Frankreich, aber auch aus dem benachbarten Südwestdeutschland, wohin schon bald Tausende Häftlinge zur Sklavenarbeit in Rüstungsbetrieben geschickt wurden. Rund 90 solcher Außenkommandos gab es in Württemberg und in Baden, einige wenige auch im Elsass, in Lothringen und an der Mosel.

Seit mehr als zehn Jahren organisiert die Fachschaft Geschichte des Alfred-Grosser-Gymnasiums Bad Bergzabern diese Fahrt in die Vogesen, um einen wichtigen Aspekt der Geschichte des Nationalsozialismus anschaulich zu machen. Finanziell unterstützt wurde die Schule dabei in diesem Jahr durch die örtliche Sparkasse SÜW sowie den Förderverein des Gymnasiums. Ohne deren Unterstützung wären diese so wichtigen KZ-Gedenkstättenfahrten nur schwer finanzierbar und daher in Frage gestellt.

Der französische Staat hat das ehemalige Lager zu einer Gedenkstätte für die europäischen Widerstandskämpfer umgestaltet, denn hier waren vorwiegend politische Gegner aus den im Krieg von Deutschland besetzten Ländern eingesperrt, u.a. die sog. „Nacht- und Nebel“-Häftlinge, die nach Hitlers Willen spurlos verschwinden sollten. Natzweiler-Struthof ist eines der wenigen Konzentrationslager – nicht Vernichtungslager – außerhalb Deutschlands.

Ein Mahnmal inmitten eines Friedhofs oberhalb des Lagers ehrt die Widerstands-ämpfer aus mehr als 30 Nationen, die hier inhaftiert waren oder gestorben sind. In einem Dokumentationszentrum wird an die großdeutschen Konzentrationslager sowie die Gettos und Vernichtungslager in Osteuropa erinnert. Mit großformatigen exemplarischen Bildern wird die NS-Zeit dargestellt, kurze Filme visualisieren das Thema zusätzlich.

Im Steinbruch in der Nähe des Lagers wurde roter Granit für Hitlers geplante Großbauten in Berlin gebrochen, später wurden hier Flugzeugmotoren montiert und repariert. Die Sandgrube oberhalb des Lagertors diente als Hinrichtungsstätte u.a. für elsässische Jugendliche, die den Dienst in der deutschen Wehrmacht verweigerten. Eine als Museum eingerichtete ehemalige Lagerbaracke erinnert an die Häftlinge, veranschaulicht die Lebensumstände im Lager, erklärt die Umstände seiner Errichtung, seiner Evakuierung und Befreiung. Es war das erste Lager überhaupt, das die Alliierten vor Kriegsende erreichten. Befreien konnten sie allerdings niemanden, denn im November 1944 waren die Insassen, soweit sie dazu noch in der Lage waren, auf den Todesmarsch nach Dachau geschickt worden. Die wenigsten überlebten.


ER, 5/15


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Mit 15 von der Schulbank an die Flak


„Stellt euch vor, euer stellvertretender Schulleiter, Herr Engel, verkündet euch, dass heute euer vorerst letzter Schultag sei. Am Montagmorgen um 7 Uhr geht es mit ein wenig Gepäck vom Flughafen in Frankfurt in die Türkei zum NATO-Stützpunkt. Für uns damals war Ludwigshafen so weit entfernt wie für euch heute die Türkei“, so eröffnete Hermann Frech seine Vorstellung zu einem Film über seine Zeit als Flakhelfer, den er gemeinsam mit Schülern der 10ten Klassen am 30. April 2015 anschaute.
Hermann Frech aus Göcklingen wurde im Alter von 15 Jahren zusammen mit etwa 40 weiteren Mitschülern des Otto-Hahn-Gymnasiums in Landau an die Flugabwehrkanonen in Ludwigshafen abkommandiert. Nach eineinhalb Jahren wurde er – nach Schongau, Hannover und Brüx (im heutigen Tschechien) – schließlich zur Flakbatterie in Neukölln/Berlin versetzt, wo er im Mai 1945 in russische Gefangenschaft geriet. Während des beschwerlichen Fußmarsches nach Polen wurde der damals 17-Jährige entlassen und bescherte – nach weiteren sieben Monaten – mit seiner Rückkehr zwei Tage vor Weihnachten seiner Familie das schönste Weihnachtsgeschenk.
Unter der Leitung von Aleida Assmann, Professorin für Anglistik an der Universität Konstanz, entstand der Film „Anfang aus dem Ende – Die Flakhelfergeneration“, der die gemeinsame Geschichte dieser Generation aus ganz unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Dieser Dokumentarfilm, ergänzt durch den persönlichen und anschaulichen Bericht des heute 87-jährigen Hermann Frech, lieferte den Schülern ein eindrucksvolles Bild von den Geschehnissen zur Zeit des Zweiten Weltkrieges.

Flakhelfer

Die „persönliche Geschichtsstunde“ des ehemaligen Lehrers und Schulleiters stand unter den Vorzeichen des Comenius-Projektes zum Thema „Europäische Erinnerungskulturen“ und zeigte den heute 16-17-Jährigen eindrücklich, wie wichtig auch 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges die Wertschätzung des Friedens ist.
Hor, 5/15


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„Wer seine Geschichte nicht kennt, bleibt ewig ein Kind“

 
„Heute noch sind viele Menschen mit Schmerz erfüllt, wenn sie an den Denkmälern auf unserem Marktplatz vorbeilaufen, da viele ihrer Familienangehörigen Opfer der Deportationen während des zweiten Weltkriegs wurden“, sagt der litauische Schüler Žygimantas Marcinkus. Er ist einer der 25 Gäste aus Litauen, Polen, Norwegen und Frankreich. Gemeinsam mit etwa ebenso vielen deutschen Schülern des Gymnasiums im Alfred-Grosser-Schulzentrum Bad Bergzabern haben sie zwei Jahre lang am Comenius-Projekt „Europäische Erinnerungskulturen“ teilgenommen. In der Abschlusswoche Mitte April trafen sich alle noch einmal in Bad Bergzabern. „Man kann nichts ändern, jedoch sollten auch die düsteren Zeiten unserer gemeinsamen Geschichte nicht in Vergessenheit geraten, denn wer die Geschichte nicht kennt, bleibt ewig Kind“, ergänzt Emilė Paskočimaitė, ebenfalls aus Vilnius in Litauen. Beide debattierten in der Kreisverwaltung Südliche Weinstraße gemeinsam mit zwei deutschen Schülerinnen die Frage, ob auch politisch überkommene Denkmäler konserviert werden sollen.
Jede Nation hatte sich im Laufe des zweijährigen Projekts mit einem Teil ihrer Geschichte beschäftigt. In Deutschland hatten die Schüler zum Beispiel Ende 2013 Zeitzeugen zu den Umbrüchen 1945 und 1989 interviewt und die Ergebnisse in einem Buch zusammengestellt. In Frankreich ging es um 1945 und um den Algerienkrieg, in Norwegen um Immigrationsgeschichte und das Attentat von 2011 und in Litauen und Polen um den Umbruch 1989. Die Schüler setzen sich schreibend, theaterspielend, filmend und künstlerisch damit auseinander, wo in der Geschichte ihres Landes Brüche waren und wie ihre jeweiligen Kulturen sich daran erinnern.
Dass Vorurteile sich nicht bestätigten, zog sich wie ein roter Faden durch das Projekt. Benedikt Gubisch (18) und Patrick Luber (17) erlebten das, als sie im Rahmen des Projekts nach Norwegen reisten. Dort sei von nordischer Reserviertheit überhaupt nichts zu spüren gewesen. „Wir haben dort offene und freundliche Menschen kennengelernt“ erzählten sie. Sprache war dabei überraschend häufig kein Hindernis: Die siebzehnjährige Marie Jobard aus Dijon zum Beispiel sprach nahezu akzentfreies Deutsch. Sie war ihrerseits überrascht über die hervorragenden Deutschkenntnisse der Schüler aus Litauen und Polen. Die 17-jährige Irena aus Polen konnte ihre Sprachkenntnisse verbessern. „Mir macht das aktive Sprechen viel mehr Spaß als das trockene Auswendiglernen in der Schule“, sagte sie. Ihre 18-jährige Freundin Kasia aus Polen schreibt für ihre Schülerzeitung einen Artikel über Deutschland.
Eine der beteiligten Lehrerinnen, Marit Berger aus Norwegen, sagte, das Comeniusprojekt trage zur Völkerverständigung bei: „Meine Schüler konnten viel über ihnen eher unbekannte Lehrer wie Polen und Litauen und deren Geschichte lernen und dadurch mit Vorurteilen aufräumen.“
Und wenn die Worte fehlten, zum Beispiel als die Schüler Zeitzeugen über ihre Erlebnisse im zweiten Weltkrieg befragten, „sprechen die Bilder“, sagte Kunstlehrerin Annet Waßmer. Sie verarbeitete entsprechende Erfahrungen deshalb bildlich. Es wurde gestickt, fotografiert, gezeichnet und collagiert. Leitmotiv hierbei war stets die Selbstreflexion und das „Sich-in-die-Vergangenheit-Einfühlen-Wollen“. Hierbei beteiligten sich auch internationale Künstler aus den jeweiligen Ländern. Nikolaus Widerberg aus Norwegen stellte beispielsweise ein Gipsmodell seines Denkmals zur Verfügung. Auch Kunstkurse der Oberstufe des Alfred-Grosser-Gymnasiums arbeiteten mit. „Wir haben uns, unter der Leitung von Kunstlehrerin Stefanie Tuschner, mit Verfolgten im Nationalsozialismus beschäftigt. Hier stickten wir zum Beispiel Bilder dieser betroffener Menschen.“
Kunst war nur eine der vielen Facetten dieses Projekts. Während der Abschlusswoche gab es zum Beispiel noch einen Filmworkshop, in dem man mit dem Smartphone eigene Kurzfilme zusammenstellen konnte; unter der Leitung von Kunstlehrerin Stefanie Tuschner wurden improvisierte Pflastersteinprägungen von den Schülern gestaltet.
Die Schülerinnen und Schüler besuchten in der Abschlusswoche auch historische Orte: Speyerer Dom, Europaparlament, Hambacher Schloss und das ehemalige Konzentrationslager Osthofen bei Worms. Auf dem Hambacher Schloss posierten die Schüler zum Beispiel in Kostümen aus der Zeit des Hambacher Festes 1832. Während es dort um Demokratie und Freiheit gegangen war, mussten die Schülerinnen und Schüler in Osthofen erfahren, dass die deutsche Geschichte auch dunkle Seiten hatte. Eine der betreuenden Lehrerinnen, Annette Kliewer, erzählte den Schülern dort, dass es in diesem sogenannten „Umerziehungslager“ als besondere Foltermethode auch Fleisch zu essen gab – und zwar Schweinefleisch für die jüdischen Häftlinge an deren Feiertagen. So sollte Neid und Streit zwischen den Häftlingen provoziert werden.

Comenius Hambach

Mit der Gegenwart der europäischen Einigung beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler bei einem Besuch im europäischen Parlament in Straßburg. Dort sagten alle, sie fühlten sich als Teil der europäischen Union und seien als junge Generation auch verantwortlich für die Zukunft der EU, so wie Louise-Adélaide Boisnard aus Dijon in Frankreich. Das Reisen und die Kommunikation, auch mit Menschen aus anderen Kulturen“ bestärkten sie darin, später einmal als Journalistin zu arbeiten. „Vor allem hatte ich hier die Möglichkeit, mal die polnische und litauische Kultur kennenzulernen“, sagte sie.
Das Comeniusprojekt
Das Projekt wurde von der Europäischen Union gefördert. Folgende Lehrer und Lehrerinnen des Gymnasiums Bad Bergzabern waren beteiligt: Annette Kliewer, Eleonore Beinghaus, Elke Neumann (die sogar bis über ihre Pensionierung hinaus mitarbeitete), Stefan Bingler, Sascha Müller, Annett Waßmer und Ralf Weiser. Sie trafen sich einmal im Monat in einer Arbeitsgemeinschaft mit 24 Schülerinnen und Schülern und investierten viel freie Zeit.

VOL, 5/15


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