Unsere Schule darf mittlerweile auf eine fast 500jährige Geschichte zurückblicken. Auf diesen Seiten finden Sie Informationen zur Gründung und Entwicklung bis heute. Zusätzlich finden Sie Wissenswertes über den Namensgeber unserer Schule, Prof. Alfred Grosser.
Die Bergzaberner Lateinschule 1923/24 vor dem Westportal des Schlosses. (Foto: Schularchiv)
Das heutige Gymnasium im Alfred-Grosser-Schulzentrum im südpfälzischen Bad Bergzabern geht zurück auf die Gründung einer Lateinschule im Jahr 1525. Bürgermeister und Ratsherren der Stadt hatten Martin Luthers Vorstellungen zur Schulreform2 aufgegriffen und Lehrer berufen, die das Evangelium „ohne allen Zusatz“ verkündigen sollten. Die Lateinschule bereitete die Schüler auf den Besuch der Landesschule (Gymnasium) in Hornbach vor, vermittelte aber auch denen eine weitergehende Bildung, die den Besuch des Gymnasiums nicht anstrebten.
Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert
Erste Lehrer in Bergzabern waren Peter Flimsbach, ein Verwandter Philipp Melanchthons, der Theologe Nikolaus Thomae sowie von 1543 bis 1547 und noch einmal von 1555 bis 1558 der englische Reformator Miles Coverdale, der 1535 in Straßburg die Bibel ins Englische übersetzt hatte und zwischenzeitlich Bischof von Exeter wurde. Von 1635 bis 1640 war die Schule aufgrund der Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges geschlossen: die Stadt hatte in diesen Jahren achtzig Prozent ihrer Einwohner verloren, der Lehrer war verhungert, der Pfarrer hatte seinem Leben selbst ein Ende gesetzt. Auch noch in den folgenden Jahrzehnten war der Bestand der Bergzaberner Lateinschule gefährdet; geringe Schülerzahlen und wechselnde, ungeeignete oder fehlende Lehrkräfte waren dafür verantwortlich. Erst mit Beginn des 18. Jahrhunderts besserte sich die Situation, weil jetzt vor allem künstlerisch und wissenschaftlich gebildete Lateinschullehrer („Präzeptoren“) hier unterrichteten.
Französische Revolution
Ab 1793 wurde das Bergzaberner Schulwesen durch die Ereignisse der Französischen Revolution bestimmt, denn die 1792 gegründete Südpfälzer Republik wurde 1793 Teil der französischen Republik. Schule war nun Aufgabe des Staates, die Lehrer wechselten häufig. 1807, in napoleonischer Zeit, wurde die Bergzaberner Lateinschule geschlossen.
Wiedereröffnung
Die von den Bergzaberner Bürgern immer wieder angemahnte und 1829 erfolgte Wieder-eröffnung der Lateinschule scheiterte schon nach zwei Jahren, da die Lehrinhalte nicht mehr zeitgemäß waren; dem Handel und Gewerbe treibenden Bürgertum fehlten die „Realien“ wie Geschichte, Geographie, Mathematik, Naturlehre.
Mitte der dreißiger Jahre strebte die Regierung in München – die Pfalz gehörte seit 1816 zu Bayern – deshalb eine Schulreform an, der sich die Bergzaberner Stadträte auf nachdrücklichen Wunsch der Bürgerschaft anschlossen. Im Mai 1836 begann der junge Historiker Dr. Georg Weber die Arbeit an der wieder eröffneten Lateinschule. Weber wurde 1808 in Bergzabern geboren und verfasste in seiner Heidelberger Zeit eine viel beachtete Weltgeschichte3.
Die Revolution von 1848/49
In der Revolution von 1848/49 bekannten sich etliche Bergzaberner Lehrer zu deren Zielen und wurden deshalb durch die Schulbehörde gemaßregelt. So wurde nach der Amtsenthe- bung des Schulleiters die Schule bis zum Sommer 1849 offiziell geschlossen. Danach hatte sie wieder mit schwindenden Schülerzahlen zu kämpfen, weil nach der gescheiterten Revolution viele Pfälzer Familien ihre Heimat verließen und nach Amerika auswanderten.
Im Kaiserreich
Die bayrische Schulordnung von 1874 sah für Lateinschulen jetzt fünf statt vier Klassen vor. Neben der klassischen Bildung und der christlichen Erziehung wurde dritter Schwerpunkt der muttersprachliche Unterricht. Daneben wurden zeitweise die „Realien“ Geschichte und Geo- graphie unterrichtet sowie als Pflichtfach Turnen. Wahlfächer, die meist von den Volksschullehrern der Stadt unterrichtet wurden, waren Gesang, Schönschreiben und Zeichnen.
1894 wurde eine sechste Klasse eingerichtet, die Lateinschule somit zum Progymnasium er- hoben, ein Schritt, der nicht die erhoffte Wirkung hatte und deshalb auf Antrag des Stadtrates 1908 durch die Rückstufung zur fünfklassigen Lateinschule revidiert wurde.
Erster Weltkrieg und Weimarer Republik
Im ersten Weltkrieg war der Schulbetrieb aus naheliegenden Gründen eingeschränkt: Wehrertüchtigungsübungen für die Schüler, Abordnungen von Lehrkräften an andere Schulen oder ihre Einberufung zum Militärdienst, sachfremde Nutzung der Räumlichkeiten, z.B. der Schulturnhalle als Magazin und ähnliches bestimmten den Schulalltag.
Nach 1918 griff die französische Besatzungsmacht ins Schulleben ein. Französisch wurde zur ersten Pflichtfremdsprache, aus der Schulbücherei wurden Schriften mit nationalistischem oder militaristischem Inhalt entfernt, Übungen militärischer Art waren verboten. Lehrkräfte wurden bei Verfehlungen aus der linksrheinischen Pfalz ausgewiesen oder gar inhaftiert. Das bayrische Kultusministerium erlaubte seit 1920 Mädchen den Zugang zu höheren Schulen; 1924 wurde zum ersten Mal ein Mädchen in die Lateinschule Bergzabern aufgenommen, die höhere Töchterschule wurde 1930 geschlossen.
Nationalsozialistische Zeit
Bürgerschaft und Lehrkräfte waren vorwiegend national eingestellt und lehnten die Republik ab. Andersdenkende Lehrer passten sich nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten der neuen Ideologie und deren veränderten Erziehungszielen an, ein „unzuverlässiger“ Lehrer wurde entlassen.
1937 wurde im höheren Schulwesen des Deutschen Reichs die Einheitsschule eingeführt: die Oberschule für Jungen und die Oberschule für Mädchen. Die Schulzeit wurde um ein Jahr auf acht Jahre verkürzt. Wo es wie in Bergzabern nur e i n e höhere Schule am Ort gab, wurde Koedukation zugelassen. Der Anteil der Mädchen in der Oberschule betrug in Bergzabern etwa ein Drittel. Körperlich behinderte, „erbkranke“ und „artfremde“ Kinder und Jugendliche waren vom Besuch der höheren Schulen ausgeschlossen. Die letzte jüdische Schülerin musste 1938 die Oberschule verlassen.
Zweiter Weltkrieg
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde die „Rote Zone“, das Grenzgebiet zu Frankreich, vollständig evakuiert. Stadt und Landkreis Lichtenfels in der Oberpfalz nahmen die „rückge- führten“ Bergzaberner auf, die Lehrer der Lateinschule wurden zur Wehrmacht eingezogen oder anderen Schulen in Bayern zugewiesen. Der Schulleiter führte seine Dienstgeschäfte von Nürnberg aus. Nach dem Frankreichfeldzug kehrten die Pfälzer heim. Bis zur zweiten Evakuierung Ende 1944, als die Front sich vom Elsass her näherte, blieb die Lage der Bergzaberner Oberschule aber schwierig: nach der Rückkehr hatte man verwüstete Schulräume vorgefunden, Mobiliar und Unterrichtsmaterialien waren verschwunden, Lehrer fehlten, Arbeitseinsätze der Jugendlichen und Kriegseinsätze als Flakhelfer machten ein planmäßiges und kontinuierliches Unterrichten unmöglich. Überdies wurden Schüler aus dem bombardierten Ludwigshafen zusätzlich aufgenommen. Ende März 1945 wurde die Pfalz schließlich besetzt, am 28. Mai wurden alle Schulen in der französischen Besatzungszone geschlossen. Der Unterricht ruhte bis in den Herbst hinein.
Nach 1945
Am 17. Oktober 1945 wurde der Unterricht in den Schulen Bergzaberns wieder aufgenommen, an einen geregelten Schulbetrieb war aber lange noch nicht zu denken. In jeder Hin- sicht herrschte Mangel: Räume, Möbel, Bücher, Hefte, Brennstoff, Nahrung – alles fehlte, Improvisation war an der Tagesordnung, neben dem Schulleiter erteilten lediglich zwei Studenten den Unterricht. Literaturunterricht wurde aus den Beständen elterlicher Bücherschränke erteilt, kaputte Fensterscheiben wurden notdürftig mit Pappe repariert, bei extremer Kälte fiel der Unterricht aus.
Vom Progymnasium zum Gymnasium
1950 wurde die höhere Schule Bergzaberns wieder zum Progymnasium mit sechs Klassen und zwei Zweigen: dem naturwissenschaftlichen und dem neusprachlichen. Schon früh gab es erste Überlegun- gen, das Progymnasium zum Gymnasium auszubauen. Erst ab 1961 wurde dieser Plan umgesetzt, allerdings mit der Einschränkung, dass es aufgrund der zu erwartenden geringen Schülerzahl nur einen neu- sprachlichen Zweig geben würde. 1962 fiel in Rheinland-Pfalz das bis dahin obligatorische Schulgeld für die höheren Schulen weg. 1966 wurden zum ersten Mal in Bad Bergzabern, wie die Kurstadt seit 1964 hieß, Abiturienten entlassen. Mit der von der Kultusministerkonferenz 1972 beschlossenen Oberstufenreform entfiel die Beschränkung auf den neusprachlichen Schwerpunkt: 1974/75 wurde in Bad Bergzabern die Mainzer Studienstufe eingeführt, die Schülerinnen und Schüler setzten ab Klassenstufe 11 mit der Wahl dreier Leistungsfächer ihren individuellen Schwerpunkt.
Das Schulzentrum entsteht
Ein zweiter Wunsch erfüllte sich mit dem Ausbau zum Gymnasium: die höhere Schule Bergzaberns erhielt ein eigenes Gebäude. Bis dahin war die Lateinschule immer in verschiedenen mehr oder weniger geeigneten Räumlichkeiten der Stadt untergebracht, zuletzt im Schloss unter einem Dach mit den beiden konfessionellen Volksschulen.
1964 wurde der Neubau am südlichen Rand der Stadt bezogen, ein Erweiterungsbau wurde schon 1969 fertig gestellt. Die Volksschulen verließen ebenfalls das Schloss und wurden in unmittelbarer Nachbarschaft des Gymnasiums in einem weiteren Neubau untergebracht; eine gemeinsame Aula, Turnhallen und Sportplätze entstanden, das Ganze wurde durch eine „schöne Schullandschaft“ zusammengebunden.
Ende der siebziger Jahre nahm ein weiterer Neubau die 1970 als Außenstelle von Annweiler gegründete Bergzaberner Realschule und die Hauptschule, die jetzt Mittelpunktschule war, auf. Die Grundschule blieb im Gebäude der ehemaligen Volksschulen. In rund anderthalb Jahrzehnten war so ein weitläufiges Schulzentrum entstanden. Von 2008 bis 2011 wurde das Gymnasium saniert, umgebaut und neu strukturiert.
Das Gymnasium in der Kooperativen Gesamtschule
Gymnasium und Hauptschule, später auch die selbstständig gewordene Bad Bergzaberner Realschule bildeten ab 1974 eine Kooperative Gesamtschule mit einer gemeinsamen Orientierungsstufe des Gymnasiums und der Realschule, mit einem Lehreraustausch zwischen allen drei Schularten sowie mit schulart- und jahrgangsübergreifenden Arbeitsgemeinschaften einschließlich des Nachmittagsangebots „Arbeiten und Spielen“ in den Orientierungsstufen4. Die Kooperative Gesamtschule entwickelte sich zu einer offenen Ganztagsschule. Die drei kooperierenden Schulen blieben aber selbstständig.5 Einer der Schulleiter übernimmt turnusmäßig die Federführung in der Kooperation.
Nach dem Neubau des Gymnasiums im Jahr 1964 und dem damit verbundenem Umzug aus dem Schloss sowie dem Erweiterungsbau im Jahr 1970 war gut 45 Jahre später eine größere Sanierung von Nöten. Unterstützt durch den Kreis Südliche Weinstraße und dem Land Rheinland-Pfalz konnte aus den alten Gebäuden eine „neue“ Schule entstehen.
Die konkrete Planung lief bereits seit 2005, bei der neben der Schulleitung die verschieden Fachschaften und das Kollegium zusammen mit der Bauabteilung des Kreises Südliche Weinstraße als Schulträger unter der Leitung von Peter Forger viele Vorgespräche führten. Im Frühjahr 2006 erhielt das Architektenbüro A2 den Auftrag zur Planung der Sanierung. Das Büro übernahm auch die Bauaufsicht und 2007 war dann Startschuss.
Nach gut 4 Jahren Sanierungszeit im laufenden Schulbetrieb waren anfangs des Schuljahres 2011/2012 sämtliche Gebäude auf dem neuesten Stand der Technik und wurden von Landrätin Riedmaier in die Obhut der Schulgemeinschaft gegeben.
Das Schulprofil
Das heutige Profil des Gymnasiums wurde von den frühen siebziger Jahren an entwickelt durch die Einführung des Französischen als erster Fremdsprache und des bilingualen Unterrichts ab der 5. Klasse (1970) sowie des „AbiBac“ (1996, deutsch-französisches Abitur). In der gemeinsamen Orientierungsstufe sowie in den Klassen 7 und 8 gibt es seit 1992 Bläserklassen, an Stelle der Streicher-AG (1999) wird ab 2012 eine Streicherklasse eingerichtet. Schülerinnen und Schüler erlernen hier im Rahmen des regulären Musikunterrichts durch gemeinsames Musizieren ein Instrument. Die erlernten Fähigkeiten können ab Klasse 9 im Rahmen von Arbeitsgemeinschaften vertieft werden.
Seit 2009 ist das Gymnasium Ausbildungsschule.
Die Namensgebung
Die Namensgebung erfolgte durch einen am 13. Februar 2006 gefassten Beschluss des Kreistages Südliche Weinstraße. In einem Festakt am 18. Mai des gleichen Jahres wurde dem Schulzentrum der neue Name „Alfred-Grosser-Schulzentrum“ in Anwesenheit des Namensgebers verliehen. Der französische Politologe und Publizist Prof. Alfred Grosser, in Frankfurt/M. geboren und 1933 mit der Familie vor den Nazis nach Frankreich geflohen, wirkt seit Ende des Zweiten Weltkrieges als Mittler und Versöhner zwischen Deutschen und Franzosen. Die Laudatio hielt der Politologe Prof. Dr. Ulrich Sarcinelli von der Universität Koblenz-Landau.
1836 – 1838
Dr. Georg Weber (*1808 Bergzabern, +1888 Heidelberg)
1839 – 1851
Josef Krieger (*1809 ?)
1851 – 1856
Dr. Johann Wilhelm Döderlein (*1825 Erlangen, +1881 Bayreuth)
1856 – 1866
Georg Ludwig Friedrich Daniel Theodor Weber (*1811 Dornhausen, +1866 Bad Bergzabern)
1866 – 1872
Konrad Philipp Karl Wollner
1873 – 1876
Georg Osthelder
1876 – 1904
Magnus Endraß (*1834 ?)
1904 – 1908 | Heinrich Sponsel |
1908 – 1926 | Martin Matz (*1864 Berghausen) |
1926 | (komm.) Dr. Benedikt Kößler (*1886 Gersdorf) |
1926 – 1934 | Dr. Siegfried Kriegbaum (*1883 Schwörsheim) |
1934 – 1938 | Dr. Dr. Julius Andreae (*1898, +1972 Heidenheim/Mfr) |
1938 | (komm.) Dr. Oskar Pöhlmann (*1897 Nürnberg) |
1939 – 1941 | Dr. Friedrich Helmreich (*1902 Nürnberg, +1956 Coburg) |
1941 – 1943 | (komm.) Dr. Josef Korn (*1909 Aschaffenburg) |
1943 – 1944 | (komm.) Hermann Lemp (*1912 Järkendorf) |
1945 – 1949
|
Thomas Zwick (*1889 Waldfischbach, +1978 Ludwigshafen) |
1949 – 1954 | Friedrich Lafferé (*1892 Obermoschel, +1954 Bergzabern) |
1954 – 1971 | Kurt Jung (*1907 Potzbach, +1994 Bad Bergzabern) |
1971 – 1988 | Dr. Klaus Hörner (*1928 Neustadt/W.) |
1988 – 2001 | Dr. Herwig Blum (*1940 Hermannstein, +2011 Berlin) |
2002 – 2010 | Hans-Joachim Lillig (*1953 Pirmasens) |
2011 – 2015 | Philipp Gerlach (*1966 Bremen) |
seit 2016 | Peter Allmann |
1 Diesem Abriss liegt die Monografie von Günther Volz über Die höhere Schule der Stadt Bad Bergzabern von 1525 bis 2010 zugrunde. (s. Literaturverzeichnis)
2 in seiner Schrift „An die Burgmeyster und Radherren allerley Stedte ynn deutschen Landen“ (1524).
3 von 1839 bis 1872 war Georg Weber Lehrer und Direktor an der Höheren Bürgerschule in Heidelberg.
4 2008 beschloss Rheinland-Pfalz eine Schulstrukturreform. Die Hauptschule und damit auch deren Orientierungsstufe wurden aufgelöst und die neue Form der Realschule plus gebildet. Seitdem gibt es nur noch die gemeinsame Orientierungsstufe von Realschule plus und Gymnasium.
5 zur Entstehung der Kooperativen Gesamtschule s. Schule im Wandel (1981) und Festschrift zur Namensgebung (2006)
Literatur
- Volz, Günther: Die höhere Schule der Stadt Bad Bergzabern von 1525 bis 2010. Karlsruhe (Braun Buchverlag) 2011
- Schule im Wandel. Ein Beitrag zur Entwicklung des Schulwesens in einer ländlichen Region. Bad Bergzabern 1981
- Festschrift zur Namensgebung des Alfred-Grosser-Schulzentrums in Bad Bergzabern am 18. Mai 2006. Bad Bergzabern 2006
Die Chronik der Schule finden Sie auch hier zum Download.
– Von der Lateinschule zum Gymnasium –
1525
Gründung einer Lateinschule in Bergzabern
1796
der letzte Lehrer der Lateinschule verlässt in den Wirren der Französischen Revolution Bergzabern
Versuche der Wiedereröffnung scheitern 1800 und 1808; erst 1836 Wiedergründung der Lateinschule in Bergzabern mit 38 Schülern (!) in vier Schuljahren ab dem 10. Lebensjahr
1874
Einführung einer fünften Klassenstufe
1894
Mit Einführung einer sechsten Klassenstufe wird die Lateinschule zum Königlichen Progymnasium
1908
auf Antrag des Stadtrates wird die Schule wieder zur fünfklassigen Lateinschule
1888 – 1930
gibt es für die Mädchen neben der Lateinschule eine vierklassige „Höhere Töchterschule“
1929
werden erstmals Mädchen in die Lateinschule aufgenommen (1936 30%)
1938
Oberschule mit Abschluß Mittlere Reife nach 5 Jahren: Englisch statt Latein als erste Fremdsprache, stärkere Betonung der Naturwissenschaften
1939
im Zuge des nationalsozialistischen Bildungsabbaus wird die Oberschule noch einmal zum Progymnasium, da sie fünf statt der für ausreichend erachteten vier Jahrgänge aufweist
1939/40 und 1944/45
ruht der Schulbetrieb wegen der Räumung der „Roten Zone“: Plünderung und Zerstörung des Schulgebäudes
1945
Sechsklassige Realschule nach altem bayrischem Vorbild; in 2 Klassensälen unterrichten der Schulleiter und zwei Studenten
1950
erneut Progymnasium mit einem neusprachlichen und einem naturwissenschaftlichen Zweig
1962
Grundsteinlegung für ein neues Schulgebäude im Südwesten Bergzaberns
1964
Ausbau des Progymnasiums zu einem staatlich neusprachlichen Gymnasium mit nunmehr 9 Klassen; Umzug in das neue Schulgebäude; 300 Schüler, davon ein Drittel Mädchen
1966
erstmals findet eine Abiturprüfung in Bergzabern statt; Einrichtung eines neusprachlichen und eines mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweiges in der Oberstufe
1970
Fertigstellung eines Erweiterungsbaues für das Gymnasium (heute Mittelstufenbau)
1970
Einrichtung einer Realschulklasse in Jahrgangsstufe 7 als Außenstelle der Realschule Annweiler; aus den 5. und 6. Klassen entsteht die spätere gemeinsame Orientierungsstufe von Realschule und Gymnasium
1974
Zusammenfassung der Haupt-, der Realschule und des Gymnasiums als „Staatliche Kooperative Gesamtschule Bad Bergzabern Hauptschule – Realschule – Gymnasium“, zunächst als Schulversuch
1975
die Realschule wird selbständig
1976
Baubeginn des Neubaus für Haupt-, Realschule und Gemeinsame Orientierungsstufe (Fertigstellung 1978)
1984
Verankerung der Kooperativen Gesamtschule im Schulgesetz
1992
Einrichtung von Bläserklassen
1998
Einrichtung von Streicher – Arbeitsgemeinschaften
1999
AbiBac: Deutsch – Französisches Abitur
2000
Jubiläumsfeier: 475 Jahre Lateinschule – Gymnasium
2002
Verabschiedung des Schulprogramms
2006
Namensgebung: Gymnasium im Alfred – Grosser – Schulzentrum
2007 – 2011
Sanierung des „Altbaus“ durch den Kreis Südliche Weinstraße und das Land Rheinland-Pfalz
2011
Feierliche Übergabe der sanierten Räumlichkeiten in Anwesenheit des Namensgeber Prof. Grosser und Schulfest
2012
Wiedereinführung von Streicherklassen/-arbeitsgemeinschaften
Wir haben das große Glück, eine der wenigen deutschen Schulen zu sein, die einen noch lebenden Namensgeber besitzt:
Politischer Kolumnist der Tageszeitungen „Le Monde“, „Ouest-France“, „La Croix
Eine gängige Vorstellung Alfred Grossers in einem seiner Werke lautet zum Beispiel so:
„Alfred Grosser wurde 1925 in Frankfurt am Main geboren und ist seit 1937 Franzose. Er lehrte bis zu seiner Emeritierung als Professor am Institut d’Études Politiques in Paris. Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, darunter zuletzt bei C.H. Beck Wie anders sind die Deutschen? (22002).
Alfred Grosser ist Träger des Friedenspreises des deutschen Buchhandels und vieler weiterer Ehrungen und Auszeichnungen.“
Eine Vorstellung ganz besonderer Art findet sich in der Festschrift des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels zur Verleihung des Friedenspreises 1975. Der Vorsteher des Börsenvereins Rolf Keller:
Alfred Grosser
Berufen zum Mittler, entschlossen, für den Frieden zu wirken und zu streiten, ein Sucher nach der Ethik und der Wahrheit, durchdrungen von der Notwendigkeit des nie abreißenden Dialogs zwischen Franzosen und Deutschen, zwischen Gläubigen und Ungläubigen, zwischen Europäern und den Menschen anderer Kontinente, wurde er zum überzeugenden, unbestechlichen Mahner.
Im Folgenden haben wir Textpassagen aus einigen seiner Bücher zusammengestellt, in denen Alfred Grosser sich selbst vorstellt, seine Biographie, seine Selbsteinschätzung, seine Überzeugungen.
1989
Die Privilegien, derer ich mich erfreuen kann, seien nur kurz erwähnt. Dank der Mutter, die ich hatte, dank der Frau, die ich gefunden habe, dank unserer vier Söhne und dank des in jeder Hinsicht privilegierten Berufs als Universitätsprofessor (in einer ihrerseits privilegierten Institution) war mir ein be- ständiges Gleichgewicht gewährt, ohne das ich möglicherweise andere Einstellungen hätte und weniger gelassen wäre.
Was ich als die für mich glücklichen Umstände bezeichnen möchte, verdient genauere Darstellung. Mein Temperament oder, wenn man dieses Wort vorzieht, mein Charakter. Wäre er anders ausgefallen, hätten mich die Schläge, die ich 1933 auf einem Frankfurter Schulhof einstecken mußte, für mein ganzes Leben gezeichnet: Ein achtjähriger Junge wird ins Krankenhaus eingeliefert, nachdem seine Schulkameraden ihn verprügelt hatten, nur weil man ihnen gesagt hat, daß er als Jude nicht zu ihnen gehöre. Das Ereignis hat keine Spuren in mir hinterlassen. Und wenn ich, meiner älteren Schwester gleich – deren kurzes Le- ben 1941 als Folge der Flucht vor der Wehrmacht ein Ende fand -, pessimistisch und introvertiert wäre, dann hätte ich unter der Verpflanzung im Dezember 1933 und der Ankunft in einem unbekannten Frank- reich, dessen Sprache ich nicht verstand, sicher gelitten. Von Anfang an jedoch war ich hier glücklich – trotz des Todes meines Vaters, sechs Wochen nachdem wir uns in St. Germain en Laye niedergelassen hatten.
Mein Temperament hätte jedoch härtere Prüfungen bestehen müssen, wären die Lehrerinnen der städti- schen Schule nicht so überaus bewunderungswürdig gewesen und wäre die Eingliederung ganz allge- mein nicht durch eine Vielzahl positiver Erfahrungen erleichtert worden. Da gab es zum Beispiel einen Elektriker: Er kam zu meiner Mutter und sagte: „Ihr Mann hat eine große Rechnung zurückgelassen [er war Kinderarzt gewesen und wollte ein Sanatorium einrichten], aber er war Kriegsveteran wie ich. Zwar nicht auf derselben Seite, aber Veteran ist Veteran. Sie bezahlen halt, wenn Sie können.“ Oder gar die Anführerin meiner Wölflingsschar bei den evangelischen Pfadfindern von St. Germain. Ich war der Anfüh- rer der Meute gewesen, die den Meutenwettkampf gewonnen hatte. Mir fiel deshalb die Ehre zu, beim Aufmarsch zum 11. November vor dem Totendenkmal den Totem zu tragen. „Akéla, ich werde Franzose, aber ich bins noch nicht. Steht es mir wirklich zu, an der Spitze zu gehen?“ – „Am 11. November feiern wir nicht den Sieg, sondern den wiedergewonnenen Frieden. Ein glücklicher Zufall also, daß gerade du vorne gehst.“ Wäre ihre Antwort anders ausgefallen, hätte ich mich vielleicht auch anders entwickelt. Die Ein- gliederung war schon nahezu vollkommen, als uns am 1. Oktober 1937 ein entscheidender Glücksum- stand zuteil wurde: Durch eine Verordnung des Justizministers Vincent Auriol wurde Frau Lily Rosenthal, Witwe von Paul Grosser, und ihren beiden minderjährigen Kindern die französische Staatsbürgerschaft verliehen, was uns vor allem davor bewahrte, von der Regierung Daladier im September 1939 wie die anderen von Hitler verfolgten Deutschen als „Feinde“ in französische Lager interniert zu werden.
Während des Exils in St. Raphael – zunächst sogenannte freie Zone, dann unter italienischer Besatzung – hatten wir nicht wirklich zu leiden. Der Untergrund wäre hingegen ganz anders gewesen, wenn ich nicht im September 1943 in Grenoble den Verbindungsmann verfehlt hätte, der mich ins Maquis führen sollte: Entweder wäre ich im Vercors umgekommen, oder ich hätte mit dem Bild von einem barbarischen Massa- ker in der Erinnerung überlebt. …
Alfred Grosser: Verbrechen und Erinnerung. Der Genozid im Gedächtnis der Völker. München (dtv) 1993. S.8f.
1973
Es trifft sich nun, dass der Autor des vorliegenden Buches eben kein Spezialist der Philosophie, der Wissenschaftstheorie ist. Er ist ein Praktiker der politischen Analyse, der noch nicht einmal mit Sicherheit zu sagen weiß, ob seine Forschungen wirklich auf einer Wissenschaft von der Politik beruhen. Aber Forschung und Lehre haben ihn dahin geführt, sich über die angewandte Methode Gedanken zu machen und damit unweigerlich zu einer kritischen Reflexion über die Sozialwissenschaften, deren Tech- niken und Ergebnisse er benützte, und damit letztlich zur Erkenntnistheorie. Nicht aus reiner Liebe zur Kunst, nicht aus bloßer Lust am Denken, an der Spekulation über die schöpferische Spekulation, sondern weil er besser verstehen wollte, was er selbst und was die anderen tun, mit dem Ziel, danach besser for- schen und jungen Forschern dabei helfen zu können, leichter am kollektiven Forschungswerk der For- schung mitzuwirken.
Alfred Grosser: Politik erklären. Unter welchen Voraussetzungen? Mit welchen Mitteln? Zu welchen Ergebnissen? München (Hanser) 1973. S.13
1975
Wer und was ist nun soeben „preisgekrönt“ worden? Es muss betont werden, dass ich als Stellvertreter dastehe. Stellvertretend für all jene Franzosen, die nach 1945 Deutschland und den Deut- schen gegenüber die warme und tatkräftige Vernunft haben walten lassen und somit ihre Landsleute posi- tiv beeinflusst haben. Für die unter ihnen, die sich durch Wort und Schrift eingesetzt haben, und noch mehr für die Unbekannten, die eine mühselige, zeit– und vor allem freizeitraubende Kleinarbeit vollbracht haben und noch vollbringen.
Aber nicht nur als Stellvertreter. Ich darf annehmen, daß durch die Preisverleihung ein besonderer Aspekt der Mittlerfunktion, die ich versuche auszuüben, besonders gutgeheißen wird. Nämlich mein ständiger Versuch, meine ständige Versuchung, auf die Entwicklung der Bundesrepublik etwas Einfluß auszuüben, indem ich die deutschen Verhältnisse für deutsche Leser und Hörer so darstelle, wie ich sie als wohlwol- lend besorgter Außenstehender sehe.
Ich betrachte den Preis als eine Ermutigung, mich auch weiterhin in der Bundesrepublik dem Vorwurf auszusetzen, ich mische mich in fremde Angelegenheiten ein. Was heißt da übrigens fremd? Es war doch gerade, weil wir uns für die deutsche Zukunft mitverantwortlich fühlten, daß wir die Zusammenarbeit be- gannen und die gegenseitige Beeinflussung guthießen.
Alfred Grosser: Die Bundesrepublik, der internationale und der innere Friede. In: Alfred Grosser. Ansprachen anlässlich der Verleihung des Friedenspreises. Bibliographie des Preisträgers. Frankfurt am Main (Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V.) 21975. S. 37f.
1980
Liebe Neusser Gymnasiasten! Es antwortet Euch ein glücklicher Mensch, der Euch in ein paar wenigen Sätzen andeuten möchte, wie das so mit der Freude am Leben gekommen ist.
Meine erste „Erfahrung“ war, als kleiner Judensohn in einer Frankfurter Schule von achtjährigen Kamera- den so verprügelt zu werden, daß ich ins Krankenhaus mußte. Geistige Spuren sind nicht geblieben – außer der Überzeugung, man muß Verführte aufklären, denn die Schuldigen sind die Verführer. Mit 9 kam ich nach Frankreich und habe mich schnell eingelebt, habe aber dabei nie den Kontakt zur deutschen Sprache und Kultur verloren: Man soll offen sein für jeden geistigen Reichtum, auch wenn im Namen ei- nes Volkes Massenmorde vollbracht werden.
Die grausamen Seiten der Kriegszeit haben mich zweierlei gelehrt. Als ich erfuhr, daß ein Teil meiner Familie in Auschwitz umgekommen war, entdeckte ich, daß ich nie eine Menschengruppe (die Deutschen) für kollektivschuldig halten würde, daß ich aber nach dem Krieg für den Aufbau eines anderen Deutsch- lands mitverantwortlich sein würde, eben weil ich unter dem verbrecherischen gelitten hatte. Und das Gefühl der Mitverantwortlichkeit, das zum Mitwirken führt, ist beglückend.
Und dann habe ich in Marseille, nach einem Bombenangriff, so viele Leichen und verkrüppelte Menschen gesehen, daß ich seitdem alle Dinge im Vergleich zum Tod und zum Elend sehe. Das Glücklichsein er- reicht man auch durch den Vergleich (oft mit schlechtem Gewissen!) mit denen, die weniger haben.
Sich eifersüchtig mit denen zu vergleichen, die mehr haben, macht unglücklich. Übrigens: Neid wie Haß, wie Bitterkeit bedeuten Zeitverlust. Denn es bleibt uns wenig Zeit bis zum Tode – und diese Zeit sollten wir nicht mit unnützen Dingen vergeuden!
In späteren Jahren habe ich dann viel äußeres Glück gehabt – im Berufsleben und im Privatleben. Meine Mutter war zugleich meine Mitarbeiterin in der deutsch-französischen Arbeit bis zu ihrem Tod 1968. Ich habe 1959 eine meiner Doktorandinnen geheiratet (die Dissertation ist nie fertig geworden …), und unser Honigmond ist noch nicht beendet. Unsere vier Söhne (19, 16, 11 und 10 Jahre) bringen Freude und Sor- gen (je älter sie werden, desto mehr Sorgen …), aber das Grundelement der Freude ist bis jetzt geblieben,
weil der gegenseitige Respekt zusammen mit der Liebe geblieben ist. (Übrigens, was ist Liebe? U.a. daß man sich darauf freut, später zusammen alt werden zu dürfen!)
Ich bin mir meiner Privilegien wohl bewußt: Ich stamme aus einer privilegierten Familie, die Kultur und Selbstsicherheit zu vermitteln hatte. Ich habe einen schönen Beruf – und bin dabei sogar Beamter, d.h. daß ich nicht arbeitslos werden kann. Ich bin gesund, und Frau und Söhne sind unversehrt. Aber es geht auch um eine Grundeinstellung (für die ich wenig kann: sie ist weitgehend angeboren; ich versuche aber doch, sie durch Selbstkontrolle aufrecht zu erhalten): Zufrieden sein, ohne sich zufriedenzugeben, so viel Freude wie möglich zu empfangen und zu geben …
So, nun macht mit dieser Predigt, was ihr wollt …
Herzliche Wünsche für‘s Abitur Alfred Grosser
Alfred Grosser: Mit Deutschen streiten. Aufforderungen zur Wachsamkeit. München (dtv) 1992. S.290f.
1980
Fragebogen zur Person
(erschienen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am 27.6.1980)
Was ist für Sie das größte Unglück?
Unklare Frage. Von mir bereits erlitten? Für andere? Von mir bereits erlitten: Trotz äußeren Anscheins keines, das sich nicht auch positiv ausgewirkt hätte.
Wo möchten Sie leben?
Da, wo ich eben lebe – wenn ich doch die Gabe hätte, an verschiedenen Orten gleichzeitig zu leben (vgl. die Kurzgeschichte von Marcel Aymé, Les Sabines).
Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück?
Frau und Kinder, Musik und Obst.
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Das Draufgängertum, die Frechheit, die Selbstzerstörung.
Ihre liebsten Romanhelden? Peter und Andreas in Krieg und Frieden; Luce in Jean Barois von Roger Martin du Gard, Bi- schof Myriel in Victor Hugos Les Misérables.
Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte?
Kaiser Hadrian – wenn er wirklich so war wie ihn Marguerite Yourcenar sprechen läßt.
Ihre Lieblingsheldinnen in der Wirklichkeit?
Die Frauen, die seit langen Jahren mit der sogenannten „Vierten Welt“ in den Slums um Paris leben und wirken.
Ihre Lieblingsheldinnen in der Dichtung? Bei Racine, Aricie in Mithridate, bei Giraudoux, Alkmene und Isabelle (Intermezzo).
Ihre Lieblingsmaler?
Monet, Goya.
Ihre Lieblingskomponisten?
Mozart, Schubert.
Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Mann am meisten?
Zuverlässigkeit, menschliche Wärme.
Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einer Frau am meisten?
Dieselben.
Ihre Lieblingstugend?
Aufgeschlossenheit.
Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Zu einem Publikum sprechen.
Wer oder was hätten Sie sein mögen?
Weltveränderer.
Ihr Hauptcharakterzug?
Kontinuität.
Was schätzen Sie bei Ihren Freunden am meisten?
Daß sie ihr Leben auf einer ethischen Grundlage selbst gestalten. Daß die Achtung, die ich für sie habe, die Achtung, die sie mir erweisen, mir dazu hilft, Selbstachtung zu bewahren.
Ihr größter Fehler?
Einzelgängertum.
Ihr Traum vom Glück?
Warum von etwas träumen, das man so oft gehabt hat, hat und haben wird.
Was wäre für Sie das größte Unglück?
Der Tod meiner Frau oder eines unserer Söhne. Die geistige Verminderung durch Krankheit oder Alter.
Was möchten Sie sein?
Ein Mensch mit weniger kritischem Geist, das heißt mit mehr Gabe zum Schöpferischen.
Ihre Lieblingsfarbe?
Blau.
Ihre Lieblingsblume?
Rhododendronbüsche.
Ihr Lieblingsvogel?
Die Möwe.
Ihr Lieblingsschriftsteller?
Roger Martin du Gard.
Ihr Lieblingslyriker?
Heine.
Ihre Helden in der Wirklichkeit?
Pierre Mendès France, Pater Joseph Wreczinski (Vierte-Welt-Bewegung), Bonaparte 1801 – 1803.
Ihre Heldinnen in der Geschichte?
Jeanne d‘Arc, Marie Curie.
Ihre Lieblingsnamen?
Jean, Pierre, Marc, Paul – so heißen die Söhne.
Was verabscheuen Sie am meisten?
Die intellektuellen Moden, den Standesdünkel, das Untertanentum.
Welche geschichtlichen Gestalten verabscheuen Sie am meisten?
Bewußte Mitläufer hohen Ranges zu allen Zeiten.
Welche militärischen Leistungen bewundern Sie am meisten?
Die deutschen und französischen Schützengraben-Soldaten vor Verdun.
Welche Reform bewundern Sie am meisten?
Die Verkündigung der Grundrechte und Grundfreiheiten in Amerika und Frankreich am Ende des 18. Jahrhunderts.
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Geschicklichkeit zum Zeichnen und zum Handwerkern, musikalische Begabung.
Wie möchten Sie sterben?
Bewußt.
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Heiter.
Ihr Motto?
1. Immer zufrieden sein, sich nie zufriedengeben. 2. Vernunft und Wärme.
zit.n. Alfred Grosser: Versuchte Beeinflussung. Zur Kritik und Ermunterung der Deutschen. Aufsätze und Ansprachen 1975 – 1980. München (dtv) 1983. S.291ff.
Die Texte wurden im Januar 2008 anlässlich eines Tages der Offenen Tür der Gemeinsamen Orientierungsstufe von Realschule und Gymnasium zusammengestellt. Die zitierten Werke gehören zum Bestand der Schulbibliothek im Alfred-Grosser-Schulzentrum.