Wer schaut denn schon ARTE?


Am 17. Mai besuchten wir, die Klasse 10D des Alfred Grosser Gymnasiums, begleitet von unserer Klassenleiterin und Deutschlehrerin Frau Kliewer und unserer Französischlehrerin Frau Herz, die Zentrale von ARTE in Straßburg, auch ARTE GEIE genannt. Doch zunächst einmal: Was genau ist ARTE eigentlich und wofür steht das Akronym?

ARTE bedeutet „Association relative à la télévision européenne”, übersetzt heißt das etwa „Zusammenschluss bezüglich des europäischen Fernsehens”, und beschreibt treffend die Hauptaufgabe des Kulturkanals: Der deutsch-französische Fernsehsender soll nicht nur die Freundschaft der beiden Länder stärken, sondern auch die aller europäischen Länder. Dies will ARTE durch Dokumentationen (40% des Programms), aber auch durch sonst sehr abwechslungsreiches Programm und Tagesnachrichten aus der europäischen Perspektive (Arte Journal) erreichen. Doch zurück zum Ausflug.

Das Gebäude von ARTE befindet sich in direkter Nähe zu den Europäischen Institutionen (Europaparlament, Europäischer Gerichtshof, etc.) Es ist ein moderner Glasbau aus dem Jahr 2003. Innen gibt es mehrere Etagen mit durchsichtigen Glaswänden, durch die man in einige der Büros schauen konnte. Nicht weit von der Treppe hingen etwas abseits zwei Fernseher, auf denen gerade ARTE lief. Ich wunderte mich, wieso ein- und dieselbe Sendung scheinbar zeitlich verschoben ausgestrahlt wurde. Später erfuhr ich, dass das an den kulturellen Unterschieden zwischen Frankreich und Deutschland lag, z.B. isst man in Deutschland früher zu Abend als in Frankreich, weshalb das Hauptabendprogramm in Deutschland um 20:15 Uhr beginnt, in Frankreich um 20:40 Uhr oder noch später.

Wir gingen die Treppe hoch und betraten eine Art kleinen Kinosaal. Dort warteten zwei ARTE- Mitarbeiter schon auf uns. Beide stellten sich vor. Yuna Mathan, die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, erklärte uns die interne Struktur von ARTE. ARTE besteht aus dem Hauptsitz ARTE GEIE in Straßburg und den beiden anderen Mitgliedern Arte France und Arte Deutschland GmbH, welche jeweils 40% des Programms liefern. Die Zentrale und andere mit ARTE kooperierende Sender liefern die restlichen 20%. Die beiden Mitglieder sind auch für die Kontrolle der Zentrale und für die Finanzierung des Senders verantwortlich, welche durch den in beiden Ländern erhobenen Rundfunkbeitrag oder durch Sponsoring erfolgt.

Uns wurden zwei Dokumentationen vorgestellt. Die erste, die wir uns anschauen durften, handelte von (der Musikrichtung) Metal in Indonesien. Das ist und war lange Zeit ein schwieriges Thema dort, vor allem weil das Land sehr muslimisch geprägt ist und die Musik lange als teuflisch galt. Am meisten hat mich eine Szene am Anfang der Dokumentation erstaunt, in der die Jugendlichen nach einem Metal-Konzert gleich in die Moschee gingen. Sie sagten, dass Religion und Musik für sie zwei verschiedene Lebensbereiche seien.

Die zweite Dokumentation ging über die problematische Situation in Angola. In der Hauptstadt wohnen viele der Reichsten, auf dem Land die Armen. Dass die dortige korrupte Geheimpolizei ohne Grund junge Leute auf der Straße erschossen hatte, war schockierend. Danach erzählte der Leiter der Reportageabteilung Uwe Lothar Müller von den Problemen, die es dort am letzten Drehtag gab. Denn eigentlich ist es dort für Ausländer verboten zu filmen und der Journalist ging dabei ein großes Risiko ein, er hätte nämlich auch inhaftiert werden können, doch glücklicherweise konnte die Polizei, die zwischenzeitlich seine Kamera eingezogen hatte, von der Harmlosigkeit der Aufnahmen überzeugt werden.

Anschließend durften wir noch Fragen stellen. Müller erklärte, dass in der Zentrale 424 Mitglieder fest angestellt arbeiten, und dass neun europäische Sender mit ARTE zusammenarbeiten, nämlich RTE in Irland, RTBF in Belgien, YLE in Finnland, TVP in Polen, CT in Tschechien, SSR SRG in der Schweiz und RAI COM in Italien.

ARTE 18

Danach kam Kay Meseberg , der uns die ARTE 360°-Virtual Reality- Sendungen vorstellte. Ich denke, das war für uns das Spannendste, denn er hatte VR-Brillen mitgenommen, auf denen wir mit einem Handy dreidimensionale Sendungen sehen konnten. Er zeigte uns, dass diese im Internet auf der Seite “ARTE 360 VR” zu finden sind. Die beiden VR-Brillen wurden nacheinander durchgereicht, viele waren erstaunt und haben gelacht. Fabian Schiffelholz, der für die Social-Media Präsenz des Senders zuständig ist, war der nächste Referent. Er erklärte uns, dass nicht nur ARTE, sondern auch die meisten anderen Fernsehsendern von Älteren geschaut werden (Altersdurchschnitt ist ca. 60 Jahre!), während soziale Medien wie z.B. Instagram oder Twitter hauptsächlich von jungen Leuten genutzt wird, und dass ARTE auch dort vertreten ist, um mehr (junge) Leute zu erreichen. Er zeigte uns noch verschiedene Daten und Fakten, und wir durften auch ihm noch Fragen stellen. Er sagte uns unter anderem, dass „Arte Journal Junior” eine Nachrichtensendung für Kinder von 10-14 Jahren ist, die um 7:35 Uhr ausgestrahlt wird und, wie andere Sendungen, auf der Internet-Seite Arte+7 zu finden ist, einer Mediathek, in der fast alle Sendungen eine Woche nach Ausstrahlung kostenlos zu sehen sind.

Als ich wieder zu Hause war, schaute ich im Internet in der Mediathek nach, ob es etwas gäbe, was ich mir gerne anschauen würde. Mich hat eine interessante Dokumentation angesprochen, in der es um Möglichkeiten ging, die durch Plastik verursachte globale Umweltverschmutzung einzudämmen. Ich würde gerne wissen, ob das wirklich funktioniert und wenn ja, wie das die verschiedenen Wissenschaftler erreichen wollen. Ich entdeckte dabei, dass ARTE online noch mehr zu bieten hat: Arte Future ist eine Plattform, die die Zuschauer einlädt, zusammen mit Experten verschiedene Lebensmodelle und Perspektiven zu diskutieren. Arte Creative präsentiert herausragende Arbeiten aus den Bereichen Kunst, Film, Popkultur, Design und Architektur. Arte Concert überträgt live eine Auswahl aktueller Bühnenkunst auf der dazugehörigen Internetseite, mit Arte Live kann man das ARTE-Programm live auf mobilen Geräten wie Smartphones oder Tablets ansehen.

Ich persönlich schaute in den letzten zwei oder drei Jahren allgemein eher wenig Fernsehen, doch manchmal interessiere ich mich für Dokumentationen. Vielleicht werde ich mir nach dem Besuch bei ARTE mal wieder öfter einen Film im Fernsehen angucken…

Alwina Kullmann (10d), KLI, 6/18