Mit 15 von der Schulbank an die Flak


„Stellt euch vor, euer stellvertretender Schulleiter, Herr Engel, verkündet euch, dass heute euer vorerst letzter Schultag sei. Am Montagmorgen um 7 Uhr geht es mit ein wenig Gepäck vom Flughafen in Frankfurt in die Türkei zum NATO-Stützpunkt. Für uns damals war Ludwigshafen so weit entfernt wie für euch heute die Türkei”, so eröffnete Hermann Frech seine Vorstellung zu einem Film über seine Zeit als Flakhelfer, den er gemeinsam mit Schülern der 10ten Klassen am 30. April 2015 anschaute.

Hermann Frech aus Göcklingen wurde im Alter von 15 Jahren zusammen mit etwa 40 weiteren Mitschülern des Otto-Hahn-Gymnasiums in Landau an die Flugabwehrkanonen in Ludwigshafen abkommandiert. Nach eineinhalb Jahren wurde er – nach Schongau, Hannover und Brüx (im heutigen Tschechien) – schließlich zur Flakbatterie in Neukölln/Berlin versetzt, wo er im Mai 1945 in russische Gefangenschaft geriet. Während des beschwerlichen Fußmarsches nach Polen wurde der damals 17-Jährige entlassen und bescherte – nach weiteren sieben Monaten – mit seiner Rückkehr zwei Tage vor Weihnachten seiner Familie das schönste Weihnachtsgeschenk.
Unter der Leitung von Aleida Assmann, Professorin für Anglistik an der Universität Konstanz, entstand der Film „Anfang aus dem Ende – Die Flakhelfergeneration”, der die gemeinsame Geschichte dieser Generation aus ganz unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Dieser Dokumentarfilm, ergänzt durch den persönlichen und anschaulichen Bericht des heute 87-jährigen Hermann Frech, lieferte den Schülern ein eindrucksvolles Bild von den Geschehnissen zur Zeit des Zweiten Weltkrieges.

Flakhelfer

Die „persönliche Geschichtsstunde” des ehemaligen Lehrers und Schulleiters stand unter den Vorzeichen des Comenius-Projektes zum Thema „Europäische Erinnerungskulturen” und zeigte den heute 16-17-Jährigen eindrücklich, wie wichtig auch 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges die Wertschätzung des Friedens ist.
Hor, 5/15