Comenius-Abschlussabend in der Aula des Schulzentrums


Knapp zweieinhalb Stunden präsentierten die 46 Schülerinnen und Schüler aus den fünf Nationen (Frankreich, Litauen, Norwegen, Polen und dem Gastgeberland Deutschland) auf Bühne und Leinwand der Aula des Bad Bergzaberner Schulzentrums, was sie in den vergangenen 13 Monaten gemeinsam mit ihren Lehrkräften erarbeitet hatten: ein ebenso vielfältiges wie beeindruckendes Programm.

Nach dem auf Europa einstimmenden  Prélude aus dem „Te deum“ von Marc  Antoine Charpentier – gemeinhin als Eurovisionsmelodie bekannt –  intoniert durch das Streichensemble des  Gymnasiums unter der Leitung von Bärbel Rohde, fand der stellvertretende Schulleiter, Jörg Engel, lobende Dankesworte für das nun endende Projekt „Europäische Erinnerungskulturen“ am Gymnasium Bad Bergzabern und würdigte dabei vor allem das Interesse und die Leistungen der Schüler und Schülerinnen.

Dr. Annette Kliewer, die das Projekt vor zwei Jahren am Gymnasium des Alfred Grosser Schulzentrums initiiert hatte, wies in ihrer Ansprache auf die Bedeutsamkeit der  Erinnerungskultur hin und freute sich, unter den anwesenden Schülern, Eltern, Kollegen und  interessierten Gästen auch einige der eingeladenen deutschen Zeitzeugen, wie z. B. den 92-jährigen Gustav Eck aus Dierbach, persönlich begrüßen zu können. Eine Zeitzeugin aus dem benachbarten Wissembourg habe ihr bedauernd gesagt, dass sie nicht kommen könne, aber im Herzen an diesem Abend dabei sei, ergänzte Kliewer.

Den Reigen der fünf Präsentationsblöcke eröffnete Gazali Tumenci aus Norwegen, die dem Klavier einen melancholischen Fluss von Tönen entlockte und damit zum  traurigen Thema  des Attentats von 2011 in Utøya überleitete, das mit einem Lied und Bildern erinnert und durch ein Filminterview mit einem ehemaligen Schüler der Partnerschule in Møglestu/Lillesand, der dieses selbst miterlebt hat, abgeschlossen wurde.
Einem anderen geschichtlichen Ereignis widmeten sich die SchülerInnen aus Wadovice/Polen: der Solidarnosc-Bewegung und dem damit verbundenen Umbruch im Jahr 1989. Das Abschlagen der Fesseln der Unfreiheit wurde in einer beeindruckenden Choreographie durch eine Schülerin zum Ausdruck gebracht. Der nachfolgende Film thematisierte durch einen Mix aus historischen Aufnahmen und nachgestellten Szenen ebenfalls diese Bewegung als Keimzelle der heutigen Demokratie in Polen.

Die deutschen SchülerInnen hatten ausgehend von verschiedenen Zeitzeugeninterviews zum Kriegsende selbst literarische Texte verfasst, die sie ausdrucksstark zu Gehör brachten.  „Das ging unter die Haut, ich glaube, das sollten viel mehr Menschen in Bergzabern sehen und hören“, kommentierte die Zeitzeugin Hedwig Keßler ihre Sicht auf die Darstellung ihrer persönlichen Geschichte, welche die deutschen SchülerInnen im Anschluss  in vier Filmszenen künstlerisch verarbeitet hatten.

Auch die litauischen SchülerInnen widmeten sich dem Umbruch von 1989 in einem Medley aus Musik, Tanz und Theater, hier zeigten sich die vielfältigen Begabungen dieser Schülergruppe.  Der Stolz auf die nationale Unabhängigkeit durchzog auch den Film, dem die Schülerin Emilė Paskočimaitė ihre Stimme in tadellosem Deutsch verlieh.

Mit Theaterszenen zum Schicksal der großen französischen Politikerin Simone Veil, deren Eltern bei der Deportation durch die deutschen Nazis ermordet wurden und die selbst das KZ Auschwitz überlebte, bewiesen die SchülerInnen aus Dijon/Frankreich nicht nur großes Einfühlungsvermögen in die Figuren, sondern vor allem ihr sprachlich herausragendes Können, denn diese Szenen wurden auf Deutsch gespielt. Auch im Film  wird der Umgang von Jugendlichen mit Erinnerung lebendig: „Das Medaillon“, so der Titel,  zeigt, wie ein junges Mädchen sich auf Spurensuche begibt.

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Französische Schüler aus Dijon  beim Theaterspiel, Foto: A. Waßmer

Nachdem alle beteiligten fünf Schülergruppen die europäischen Auf- und Umbrüche exemplarisch für ihr Land zur Darstellung gebracht hatten, setzte Tomas Augustas Daugvila aus Litauen  mit der Fantasie pastorale hongroise von Albert Franz Doppler einen virtuosen Schlussstrich auf der Querflöte.

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Abschluss durch Tomas Augustas Daugvila, Litauen gemeinsam mit der litauischen Schülergruppe, Foto: Lena Scheib

Viel Beifall fügte sich an für dieses überraschend anspruchsvolle Programm.

BEI, 4/15