Oberstudiendirektor Dr. Klaus Hörner, im Vorjahr erst aus dem Kollegium heraus zum Schulleiter ernannt und deshalb auch mit der Schulsituation in und um Bad Bergzabern vertraut, hatte die Initiative zur Gründung des Fördervereins ergriffen und war auf „spontanen Anklang“[1] getroffen, wie Renate Bissantz-Moster berichtete. Offensichtlich hatten sich hier zwei Gleichgesinnte gefunden. Als man dann daran ging, die Idee in die nötige gemeinnützige (Vereins-)Form zu bringen, suchten die Initiatoren in der näheren und weiteren Umgebung vergebens nach einem geeigneten Vorbild. Die „echte Bürgerinitiative“, wie sie der damalige Elternbeiratsvorsitzende Wolfgang Heintz bezeichnete, fand nirgends einen Verein, der es sich in gleicher Weise zur Aufgabe gemacht hätte, „die Verbindung der ehemaligen Schülerinnen und Schüler untereinander und mit der Schule“ herzustellen und zu pflegen „und zum anderen Schule und Schüler nach besten Möglichkeiten auch finanziell (zu) unterstützen“[2].
- Die Gründung der Vereinigung
Dies waren die Zielsetzungen, die die Erste Vorsitzende Renate Bissantz-Moster am 29. April des Gründungsjahres 1972 beim ersten Schultreffen in ihrer Ansprache formulierte und die mittlerweile durch den Juristen Ludwig Hund auch in der Satzung des Vereins festgeschrieben worden waren. Am 26. Januar war diese durch die versammelten 30 Gründungsmitglieder – ehemalige Schülerinnen und Schüler – verabschiedet und damit die Gründung der „Vereinigung der Freunde des Gymnasiums“ auch formal vollzogen worden.
Dem gewählten Vorstand gehörten Renate Bissantz-Moster als Vorsitzende und Walter Trinkel als ihr Stellvertreter an, Hans Roland Baum war Schriftführer, zum Rechner wurde Wolfgang Faber gewählt, als Beisitzer fungierten Reinhard Stamm, Susanne Bauer, Gudrun Wagner-Linsel und Anni Wagner-Völbel.
Bald nach der Wahl folgte das erste Schultreffen; es war das erste „in der Geschichte der höheren Lehranstalt“[3], wie die Chronik der Vereinigung nicht ohne Stolz mitteilt. Ein Festakt in der Aula, Jahrgangstreffen in verschiedenen Lokalen der Stadt und ein Ball in den Räumen des Kurhotels Westenhöfer führte ca. 360 „Damen und Herren“ zusammen – 850 Adressen von Ehemaligen waren teilweise mühsam ausfindig gemacht, die Ehemaligen angeschrieben worden. Viele von ihnen traten der Vereinigung bei, denn der 1. Jahresbericht der Vereinigung weist am Ende des folgenden Schuljahres bereits rund 270 Mitglieder auf[4], zwei Jahre später waren es mehr als 300.
In der eigens zum ersten Treffen der Ehemaligen aufgelegten Festschrift bringt Claus Lammering, Student an der Universität Mainz, unter der provokanten Fragestellung „Vereinsmeierei oder Verantwortung?“ ein zusätzliches, drittes Aufgabenfeld für die Vereinigung ins Spiel: Neben die Kontaktpflege der Ehemaligen und die finanzielle Unterstützung der Schule sollte die „Berufsberatung durch ehemalige Schüler in Konkurrenz zur staatlichen Berufsberatung … frei von wirtschaftlichen, staatlichen und politischen Interessen“[5] treten.
Der Gedanke wurde aufgegriffen und rund zwei Jahre später in die Tat umgesetzt: Am 4. Mai 1974 „berichteten Studenten und bereits im Beruf stehende Ehemalige und Freunde über alles Wissenswerte aus ihrem Beruf und Studium“. Es beteiligten sich Dr. Seuß von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Zeitungswissenschaften, Volks- und Betriebswirtschaft), Alexander Burckhart (Zahnmedizin), Dr. Rolf Kilian (Chemieberufe), Walter Ringshauser (Bundeswehr), Jutta Rieger (Lehramtsstudium für Anglistik und Sport), Elvira Gärtner (Grundschulpädagogik).
Am Rande sei erwähnt, dass keine fünf Wochen nach der ersten Berufsberatung die Klasse 13c – Klassenleiter war Studienrat Horst Roßbach – „während eines feuchtfröhlichen Beisammenseins geschlossen ihren Beitritt zur Vereinigung der Freunde erklärt hat.[6]“ 13 Abiturienten waren der Begeisterungsfähigkeit ihres Klassenlehrers erlegen, wie Frau Bissantz-Moster freudig überrascht feststellte – oder besser: vermutete.
- Ein Schullandheim in den Vogesen
Ein ungewöhnliches Vorhaben scheiterte, bevor es begonnen hatte. Oberstudiendirektor Dr. Klaus Hörner hatte die Vereinigung im Herbst 1972 gebeten, an der Planung und Errichtung eines Schullandheimes in den Vogesen mitzuarbeiten[7]. Im Gegenzug sollte die Einrichtung Ehemaligen während der Ferien zur Verfügung stehen. Deutschen allerdings, und das machte die Pläne zunichte, war es damals verboten, in den Vogesen Grundstücke zu erwerben. Die Nordseeinsel Föhr bzw. die dortige Jugendherberge wurde deshalb für viele Jahre und für viele Schülerjahrgänge zum attraktiven, aber weit entfernten Ersatzziel.
- Unterstützung der Schule und der Schüler
Die Bälle im Kurhotel Westenhöfer, im Parkhotel oder in den Südpfalzterrassen in Gleiszellen gehören heute der Vergangenheit an. In den Anfangsjahren dienten sie über den gesellschaftlichen Anlass des Wiedersehens und der Kontaktpflege der Ehemaligen hinaus der Mitgliederwerbung. Nur so war – und ist – die zweite Zielsetzung zu erreichen, nämlich die Schule bzw. die Schülerinnen und Schüler finanziell zu unterstützen. Die Vereinigung tritt grundsätzlich in den Fällen ein, wo der Schulträger notwendige oder sinnvolle Ausgaben nicht übernehmen kann oder darf; Preise bei den Abiturfeiern für besondere Leistungen oder vorbildliches Verhalten gehören mittlerweile ebenso zu den Leistungen der Freunde wie die Finanzierung von Schulschriften oder – unter bestimmten Voraussetzungen – Zuschüsse für Schulveranstaltungen. In vielen Fällen können die Freunde auch unbürokratische und individuelle Hilfe leisten.[8]
Neben den Auskünften Beteiligter wurden die folgenden Quellen herangezogen:
- 449 Jahre Höhere Lehranstalt Bad Bergzabern. Festschrift zum ersten Treffen der ehemaligen Schülerinnen und Schüler. Bad Bergzabern o.J. (1972)
- 1. Jahresbericht der Vereinigung der Freunde des Gymnasiums. In: 136. Jahresbericht des Gymnasiums, Schuljahr 1972/73: S. 57-69
- 2. Jahresbericht der Vereinigung der Freunde des Gymnasiums. In: 137. Jahresbericht des Gymnasiums, Schuljahr 19774/75: S. 89-100
- 3. Jahresbericht der Vereinigung der Freunde des Gymnasiums. In: 138. Jahresbericht des Gymnasiums, Schuljahr 1975/76: S. 120-147
Rainer Ehrhardt
Dieser Rückblick erschien am 16. April 2005 unter dem Titel „Wie es vor 33 Jahren begann“ als Extra-Ausgabe des Schulmitteilungsblattes „NOUVELLES“ zur Jubiläumsfeier der „Freunde des Gymnasiums.“
[1] 1. Jahresbericht, S.58
[2] 1. Jahresbericht, S.60
[3] 1. Jahresbericht, S.64
[4] auf den Seiten 66 bis 71 sind die Namen und Anschriften aller damaligen Mitglieder veröffentlicht
[5] Festschrift S. 32f.
[6] 2. Jahresbericht, S. 93ff.
[7] 1. Jahresbericht, S. 64
[8] §2 der Vereinssatzung vom 26.1.1972