Feuer und Flamme für Europa


Nach einer kurzen Ansprache durch den Schulleiter, Pete Allmann, eröffnete die Preisträgerin im Wettbewerb „Jugend musiziert”, Evita Schlender, zunächst mit einem Solostück für Mandoline den sommerlichen Reigen aus politischem Gespräch und Theaterspiel.

Birgit Collin Langen

Die EU-Parlamentarierin Birgit Collin-Langen, der Fraktion der Europäischen Volkspartei (Christdemokraten) zugehörig, hatte nach einem Jahr erneut den Weg nach Bad Bergzabern gefunden, um dort den Schülern beider Schulen Rede und Antwort zu stehen. Die Fragen kreisten um die aktuell recht schwierige Situation des Umgangs mit Flüchtlingen in Europa ebenso wie um die nach mehr europäischer Verantwortung in der Verteidigungspolitik. Collin-Langen überzeugte dabei durch ihr klares „Ja” zu Europa, welches sie sowohl gegen Versuche von außen – etwa der USA oder Russlands – die die EU zu schwächen versuchten, verteidigte, wie auch gegen von innen kommende nationale Alleingänge, z.B. in der Flüchtlingspolitik. Das lockere, aber zugleich sehr intensive Gespräch wurde durch zwei Sonatensätze für Mandoline und Cello, mit hörbarer Spielfreude vorgetragen von Evita Schlender (Mandoline) und Timon Baral (Cello), in Wohlklang abgerundet.

Evita Timon

Im Rahmen der Europatage Anfang Mai hatten Europa-JuniorbotschafterInnen beider Schulen zunächst ein Gespräch mit dem Zeitzeugen Matthias Heister geführt, um sich von ihm aus erster Hand über die Geschehnisse im August 1950 zu informieren. Im Anschluss begleitete Heister die jungen Südpfälzer auch an den „Tatort” am Germanshof, um ihnen dort symbolisch den Schlüssel für die geplante Jugendbegegnungsstätte im alten Zollhaus zu übergeben.

Germanshof Zollhaus

Nach einer nächtlichen Belagerung in Zelten wurde an den beiden Folgetagen ein Theaterworkshop zu ausgewählten Szenen aus dem Theaterstück „Eine Nacht im August” (Ben Hergl) unter der künstlerischen Leitung der Theaterpädagogin Dagmar Brade einstudiert, die nun von Almuth Fink-Rödel (Pamina-Gymnasium) begleitet zur Aufführung kam.
Das Stück bringt die politische Aktion von über 300 jungen Menschen aus ganz Europa auf die Bühne, die am 6. August 1950 an der deutsch-französischen Grenze in Germanshof bei Wissembourg gemeinsam den Grenzbaum niederrissen, um für ein vereintes Europa einzutreten.

Feuer und Flamme

Im Theaterstück – wie auch in der Geschichte – kommen die jungen Leute aus verschiedenen Ländern, vor allem aber aus Frankreich und Deutschland. Ihr Plan: Die junge Studentin Martine soll den Zöllner u.a. durch eine Überdosis Parfum ablenken, um dann die Grenze zu überwinden. Alles kommt jedoch anders. Im allgemeinen Durcheinander ergreifen die Studenten die Waffen der Zöllner, sperren diese gemeinsam im französischen Zollhaus ein und sind zunächst erschrocken über ihr Tun. Sie wollten doch friedlich bleiben. Daher legen sie die Waffen beiseite und geben sich dem Siegestaumel über den niedergerissenen Grenzpfosten, der auf dem „Scheiterhaufen der Nationalstaaten” verbrannt wird, bei Wein und Gesang hin. Und während die jungen Stürmer ihren Träumen nachgehen, kommen auch die beiden Zöllner, die bis dahin ihre jeweils „landestypischen” Vorurteile auf amüsante Weise austauschten, miteinander ins Gespräch und werden am Ende gar Freunde. Das Stück führt humorvoll vor Augen, dass die deutsch-französische Freundschaft im Kleinen anfing, dass Grenzen überwunden werden mussten und dass dazu auch Mut gehörte.

Zöllner Träumende

BEI, 18.06.2018