„Wer ist denn das Volk, wenn nicht wir?”

Die Autorin und Bildungsreferentin aus Berlin war im Rahmen des Europatages der Schule nach Bad Bergzabern gekommen.
 

Der Roman „Nachts ist es leise in Teheran” folgt fünf Mitgliedern einer iranischen Familie über den Zeitraum von 30 Jahren und spielt in Iran sowie in Deutschland. Jedes der Familienmitglieder bekommt in einem eigenen Kapitel eine Stimme verliehen. Die Kapitel, die jeweils zehn Jahre auseinanderliegen, sind nur Momentaufnahmen und versuchen nicht die vergangene Zeit zusammenzufassen.

Shida Bazyar las aus ihrem im Februar erschienen Erstlingswerk drei Textpassagen, die in den Jahren 1979, 1989 und 1999 spielen, vor und erklärte die politischen Geschehnisse im Iran zu den jeweiligen Zeiten. Das waren einerseits die Vertreibung des letzten Schahs 1979 durch die Islamische Revolution sowie die anschließende Rückkehr des führenden Regierungskritikers Ruhollah Khomeinis, der den Iran zu einer präsidentiellen Theokratie machte und unter dem es zahlreiche Verletzungen der Menschenrechte gab.

Das Kapitel 1989 spielt in Deutschland, nachdem die Familie mit zwei kleinen Kindern aus dem Iran geflohen ist, da Behsad und seine Frau Nahid weiter politisch aktiv sein wollten. Nahid beschreibt die Schwierigkeiten bei der Integration und denkt „Alle Deutsche sollten mit persischem Akzent reden”, das Publikum lachte herzlich bei diesem Satz.

Im Anschluss an die Lesung beantwortete Shida Bazyar Fragen zu ihrem Buch und dazu, wie sie zum Schreiben gekommen ist.

Europa-Tag Lesung

Eine naheliegende Frage, die man Shida Bazyar stellte, war die nach autobiographischen Elementen in ihrem Roman. Darauf antwortete sie, dass sie versucht habe, die Geschichte so weit wie möglich von sich selbst wegzuhalten, sich aber durchaus der Realität und Geschehnissen aus ihrem Umfeld bedient habe.

Shida Bazyar, die sich das Schreiben und Lesen noch vor der Einschulung beigebracht hat, da sie nicht von ihren großen Schwestern, die ihr vorlasen, abhängig sein wollte, hatte ursprünglich Journalistin als Berufswunsch. Sie dachte, wenn man gerne schreibt, sei die Konsequenz daraus Journalist zu werden. Jedoch war ihr diese Art des Schreiben immer zuwider,„Ich mag die Sachlichkeit und dass man so an Fakten gebunden ist nicht”, so Bazyar.

Amüsiert erzählte sie auch davon, wie Menschen, die ihr Buch gelesen haben, mehr davon wissen als sie als Autorin. So habe sie zu Beispiel gelesen, eine der Romanfiguren sei ihr Alter Ego, „Schön dachte ich mir da, was die alles über mich wissen”, sagte Shida Bazyar mit einem Lächeln auf den Lippen.

VOL, Xenia Y. Zimmermann, 5/16