Mittagessen mit den Revolutionären


Zum Thema „Sechziger Jahre“ war am 16.07.2014 als Zeitzeuge der Universitätsprofessor Hans Hattenhauer zu Besuch im Geschichtsunterricht der Klasse 10d des Gymnasiums am Alfred-Grosser-Schulzentrum.  Die Schüler der Klasse hatten sich zuvor zwei Geschichtsstunden lang unter Anleitung ihres Geschichtslehrers Christian Irsfeld in Expertengruppen auf das Zeitzeugengespräch vorbereitet.

Ein Thema, das wohl jedem in den Kopf kommt, wenn er an diese Zeit denkt, ist der Mauerbau. Professor Hattenhauer erzählte, dass er davon auf einer Englandreise erfahren hatte. Auch wenn er selbst keine Verwandten im Ostteil Deutschlands hatte, kam er später als Professor an der Universität Kiel doch mit Studenten in Kontakt, die aus der DDR geflohen waren. Er sah den Mauerbau sehr kritisch, und bezeichnete sich selbst als Antikommunisten, denn er möchte sich nicht vorschreiben lassen welche Bücher er zu lesen hat, welchen Radiosender er hören darf und welchen nicht.

Vor allem zum Thema 68er-Bewegung stellten die Schüler sehr viele Fragen. Sie waren besonders daran interessiert, ob und wie er als Professor mit Studenten, die dieser Bewegung angehörten, umging. Er erzählte zuerst, dass er die Zeit davor nicht als verstaubt angesehen hatte, und sogar fand, dass sich die Welt für ihn in den Fünfziger-Jahren geöffnet hatte. Obwohl sie aus grundverschiedenen politischen Lagern kamen, hatte der Professor eine recht freundschaftliche Bindung zu einem seiner Studenten, der einer der Anführer der 1968er-Bewegung war. Dieser stürmte oft in das Auditorium und störte die Vorlesungen des Professors. Um dem ein Ende zu setzen lud Professor Hattenhauer ihn zum Mittagessen ein, im festen Glauben, dass dieser nicht kommen würde. Dies war nicht der Fall und die beiden hatten letztendlich sehr oft miteinander zu tun. Allerdings gab der Student dann keine Doktorarbeit bei ihm ab, um sich in seinem politischen Lager nicht selbst zu ruinieren.

Das Zeitzeugengespräch war eine besondere Erfahrung, insbesondere weil das Thema viel Interesse geweckt hatte. Diese Abwechslung im Unterricht wurde von den Schülern sehr positiv aufgenommen, da das Gespräch ein beeindruckendes Beispiel dafür war, dass Geschichte lebendig ist.

Xenia Y. Zimmermann (10d), VOL, 7/14
Anmerkung:

Prof. em. Dr. iur. Hans Hattenhauer (*1931) lehrte Bürgerliches Recht und Europäische Rechtsgeschichte an der Christian-Albrechts-Universität Kiel, deren Rektor er in den 1970er Jahren war. Er wurde unter anderem mit dem Deutschen Sprachpreis und der Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion ausgezeichnet.