Besuch der Ausstellung „Fastnacht der Hölle“

Im schlicht gehaltenen Ausstellungsraum läuft an den Wänden eine Tafel entlang, die eine Auflistung von chronologisch geordneten, kriegsrelevanten Ereignissen darstellt. Im vorderen Teil der Räumlichkeit gibt es 5 Stationen, die den Besucher so nahe wie möglich an die damalige Realität heranführen, indem sie seine Sinne ansprechen. Während rekonstruierte Bombengeräusche für die Besucher eher fern wirken bringt ein auf 16°C abgekühlter Raum doch jeden zum Nachdenken – Aufgrund der Rohstoffmittelknappheit durfte nicht geheizt werden.

Bei einer anderen Station kann „Militärzwieback“ probiert werden. Dieser hat mit dem Gebäck, das wir uns heutzutage unter Zwieback vorstellen, jedoch wenig zu tun, denn aufgrund der bereits erwähnten Rohstoffmittelknappheit während des Ersten Weltkriegs, wurden beim Zwieback zuerst Zutaten wie Zucker und Milch weggelassen, andere wurden ersetzt, und so waren die beiden Hauptbestandteile des Zwiebacks letztendlich Wasser und Futtergetreide, was nicht sonderlich schmackhaft war. 

An einer anderen Station, wobei man eher in einer anderen Station sagen sollte, da sie Stationen von jeweils drei Wänden umgeben sind, kann man sich historische Bilder, die nachträglich mit einem 3D-Effekt versehen wurden, ansehen. Diese scheinen so real, dass man dazu verleitet ist, zu vergessen, dass man sie durch eine Art Brille betrachtet – sie wirken so real, dass man versucht, über den Bildrand hinwegzuschauen.

Ein bleibender Eindruck wird von der Geruchsstation hinterlassen. Hier gibt es zwei Behälter, denen man besser nicht zu nahe kommt. Der eine enthält ein „Parfüm“ das sich „Grabduft“ nennt. Es riecht etwas staubig und nach vergorenem Blut. Man könnte sich vorstellen nach mehreren heißen Sommertagen in der Nähe von aufgetürmten Leichen zu stehen.
Im anderen Gefäß befindet sich ein „Parfüm“, das den Duft von Chlorgas nachahmt. Dieses kam in Gasbomben zum Einsatz und konnte  zum Tod führen.

Für den Besucher gibt es nach dieser Einführung vier große Ausstellungsflächen, die er sich ansehen kann. Die drei, die er zu diesem Zeitpunkt sehen kann, heißen „Front“, „Etappe“ und „Heimat“. Anhand  von zahlreichen Ausstellungsstücken bekommt der Besucher einen einmaligen Zugang zu den damaligen Geschehnissen. An einigen Stellen kann man sich Hörmuscheln ans Ohr halten, aus denen Ausschnitte aus Zeitzeugenbefragungen erklingen.
Zu den Ausstellungsstücke in der Front-Vitrine zählen Gasmasken für Menschen und Pferde, notdürftig gefütterte Soldatenmäntel, Cologne-Flaschen, da die Frontsoldaten versuchten, den Gestank zu vergessen, aber auch Waffen.

Die Situation in den Basislagern der Truppen wird von einer mit „Etappe“ betitelten Ausstellungsfläche eindrucksvoll dargestellt. Nicht nur ein Kasten mit umfangreichem chirurgischen Besteck macht dem Besucher klar, dass der Erste Weltkrieg, der immerhin vor 100 Jahren begann, recht modern war. Die Telekommunikation schloss in der Etappe auch Telefonie, eine damals brandneue Technik, mit ein.     
Selbstverständlich ging all dieses Geschehen nicht an den Familien in der Heimat vorbei. Kontakt wurde mit den Verwanden an der Front über Feldpost-Briefe gehalten. Doch, wie ein Ausstellungsstück klar macht, konnte man so auf schmerzvolle Weise vom Tod eines geliebten Menschen erfahren, indem man einen Brief abschickte, der nicht mehr zugestellt werden konnte. In diesem Fall bekam man sein Schriftstück abgestempelt zurückgesendet.

In einigen Gegenden konnte man auch das Unglück haben, zum Beispiel eine Bombardierung am eigenen Leib mitzuerleben. Um für solche Situationen so gut vorbereitet wie nur irgendwie möglich zu sein, wurde die Bevölkerung mit Schaubildern, die auch zu den Ausstellungsstücken gehören, über Gefahren bei bestimmten Verhaltensweisen gewarnt. So wurden die Menschen aufgerufen, ihre Neugierde zu unterdrücken, und somit in ihre Häuser zu gehen, und dort von den Fenstern fernzubleiben.

Der Krieg veränderte alle Lebensbereiche: Kunst aus Gegenständen von der Front stand im ein oder anderen Wohnzimmer und Fahrräder hatten keine Gummireifen mehr. Kurzum, irgendwie war ein jeder betroffen, direkt oder indirekt.

An der Wand endet nun die Tafel, auf der die Kriegsgeschehnisse aufgelistet sind, und die vierte Vitrine beginnt. Denn am 11. November 1918 war der Krieg zwar offiziell beendet, doch seine langwierigen Folgen, die einem in der vierten Vitrine näher gebracht werden, begannen erst zu diesem Zeitpunkt.

Kurze Spots stellen Prothesen so dar, als ob sie einen kompletten Ersatz für einen im Krieg verlorenen Arm darstellen könnten, die Realität sah jedoch oft weniger schön aus, der Krieg hatte Millionen Soldaten zu Invaliden gemacht.

Bevor man den Raum verlässt, sieht man eine Projektion an der Wand – Luftaufnahmen von einer Graslandschaft. Man möchte sich fast in dem beruhigenden Grün verlieren, doch Vorsicht sollte geboten sein. Die Grausamkeiten, über die die Ausstellung so eindrucksvoll berichtet, sind geschehen, denn ohne den Ersten Weltkrieg wäre die Landschaft nur irgendeine unbedeutende. In Wirklichkeit jedoch zeigen die Aufnahmen ein ehemaliges Schlachtfeld. Natürlich ist im wahrsten Sinne des Wortes Gras über das Geschehene gewachsen, doch wenn man genau schaut, kann man noch einige Bombentrichter erkennen.
Xenia Y. Zimmermann, BEI 5/14